Wieder ein mutmaßlicher Terroranschlag auf einem Weihnachtsmarkt, diesmal in Strasbourg. Der Täter, ein französischer Staatsbürger mit nordafrikanischen Wurzeln, soll vor seinem Anschlag „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen haben. Das Ergebnis sind bisher drei Tote und 12 Verletzte. Die mediale Besänftigungswelle rollt bereits unaufhörlich, so darf beispielsweise ein deutscher Rechtsanwalt berichten, Cherif Chekatt sei ein geselliger und gefasster Typ, für den Religion keine große Rolle gespielt habe. Dessen „Geselligkeit“ und vor allem Gefasstheit reichte offensichtlich aus, um bei einem Festnahmeeinsatz vor dem Anschlag aus der Wohnung zu fliehen. Da wundert man sich wirklich, dass nicht auch noch die Mutter interviewt wurde, die behaupten dürfte, ihr Junge sei immer brav und zuvorkommend gewesen und habe aufopferungsvoll ältere Menschen in seiner Freizeit gepflegt. Gern nimmt man die Meldung der französischen Behörden auf, der 29-jährige habe sich im Gefängnis radikalisiert. Wo soll er auch nach 27 Straftaten hin, wenn nicht in den Knast? Nach dieser Logik hätte es keinen Anschlag gegeben, wäre der „brave Mann“ nicht zur „unmenschlichen Haftstrafe“ verurteilt worden und somit schlechten Einflüssen im Gefängnis ausgesetzt gewesen. Nachtigall, ich höre den linksgrünen Mainstream trapsen.
Die reflexartigen Beteuerungen der Relativierer und Besänftiger sind wieder gekommen, so vergleicht der ehemalige ARD-Journalist Udo Lielischkies die mediale Erregungsspirale nach dem Anschlag mit dem Auftreten multiresistenter Krankenhauskeime oder dem Pflegenotstand. Er schlussfolgert: „Öffentliche Risikowahrnehmung ist so eine Sache“.
Nun gut, die meisten Unfälle passieren im eigenen Haushalt, wissen Versicherungen. Flugzeuge sind ein viel sichereres Verkehrsmittel als Autos, trotzdem erregt ein Absturz mehr öffentliche Aufmerksamkeit als PKW-Unfälle. Und Männer sterben früher als Frauen. Es schert auch die Wenigsten, dass Zuwanderer als Tatverdächtige überrepräsentiert sind. Ein dahingehender Verdacht bei Sexual- und Tötungsverbrechen wird mit den politischen und medialen Fake-News abgefedert, dass bei Häuslicher Gewalt 68 % der Täter Biodeutsche sein sollen, obwohl das Bundeskriminalamt gar keine Statistik über „Biodeutsche“ führt.
Die ständige Erörterung darüber, ob die Wahrscheinlichkeit Opfer eines Terroranschlages zu sein, größer oder kleiner ist, als von einem herabfallenden Dachziegel oder Krankenhauskeimen getötet zu werden, ist für mich zutiefst menschenverachtend und dekadent. Sie verkörpert eine abhanden gekommene Ethik und Moral gegenüber dem Mitgeschöpf in einer Gesellschaft, indem Tote und Verletzte gegeneinander aufgerechnet werden. Ähnlich verhält es sich mit der Gewalt. Kommt sie von „rechts“, sind in Wirklichkeit Rechtsextreme gemeint, kommt sie von links, sind es tolle „Aktivisten“ mit „Zivilcourage“.
Es sollte klar sein, dass die effektivste Terrorabwehr u.a. ausreichend Personal in den Sicherheitsbehörden erfordert, kontrollierte Grenzen, konsequente Strafverfolgung und abschreckende Gerichtsurteile. Dort wo der Staat seine Pflichten zur Gewährleistung der inneren Sicherheit vernachlässigt hat, ist der Bürger gefordert, dem man ein Risiko-und Gefahrenbewusstsein aberzogen hat. Schauen wir uns das „ach so geringe Risiko“, Opfer eines Terroranschlages zu werden noch etwas näher anhand einiger ausgewählter Beispielen an:
Deutschland: Zwölf Tote und 53 Verletzte durch einen Anschlag mit einem LKW am 19.12.2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin. Der Täter konnte lückenhaft beobachtet und kontrolliert lange Zeit ungehindert mit 14 Identitäten durch Deutschland
reisen. Die Beobachtungen wurden schließlich ganz eingestellt, da man ihn nur für einen Kleinkriminellen hielt.
Im nordbayerischen Ansbach sprengt sich am 24.07.2016 ein Syrer in die Luft, dabei werden 15 Menschen verletzt, vier davon schwer. Ein angeblich aus Afghanistan stammender Flüchtling begeht in einem Regionalzug nach Würzburg ein Axt-Attentat.23 Dabei wird der Täter durch zufällig in der Nähe anwesende Elitepolizisten getötet, als er diese ebenfalls angreifen will. Vier Reisende waren zuvor schwer verletzt worden.
Am 02.01.2016 geht ein weiterer Sprengstoffalarm im Stadtteil München-Pasing ein, am dortigen Bahnhof schlägt ein Sprengstoffsuchhund an. Das Gelände wird weiträumig gesperrt, bevor »Entwarnung« gegeben werden kann.
Die grauenhaften Terroranschläge der letzten Zeit in Barcelona, Berlin, Paris, Nizza, Brüssel, London (allein vier Anschläge 2017), San Bernardino (Kalifornien), Hamburg und Turku haben mit insgesamt 289 Toten und über 748 Verletzten bewiesen, dass in der westlichen Welt auch in der Zukunft mit solcherart Gefahrenlagen zu rechnen ist.
Um es vorweg zu nehmen, die Gefahr, Opfer eines heimtückischen Anschlages zu werden, lässt sich nicht absolut vermeiden. Terroristen versuchen, durch Anschläge die Rechtsordnung eines Staates zu destabilisieren und das Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft zu strapazieren. Die spontanen Erklärungsversuche von einigen Politikern, Medien und »Experten« sind
mit allergrößter Skepsis zu betrachten. »Einzeltäter«, »psychisch verwirrt«, »alles wieder sicher« sind dabei noch die harmlosesten. Manch eine Zeitung wusste schon wenige Minuten nach einem Anschlag, dass der Täter psychisch erkrankt sei. »Risikoforscher« erklären uns eifrig einen Zusammenhang, der keiner ist: dass Autofahren viel gefährlicher ist, als das Risiko, Opfer eines solchen Anschlags zu werden. Ich glaube nicht, dass solche relativierenden Vergleiche angemessen sind und auch nur einen der Angehörigen der Opfer trösten.
Jeder von uns kann durch eine Reihe von sinnvollen Maßnahmen dieses keinesfalls nur abstrakte Risiko deutlich reduzieren. Angst ist dabei genauso wenig ein guter Ratgeber, wie das von einigen Politikern noch Anfang 2016 leichtfertig und inflationär ausgegebene Motto: »Nun gerade erst recht!« Das hatten die Anschlagsvorbereitungen zum Fußball-Länderspiel in Hannover vom 17.11.2015 deutlich gemacht.25 Dort haben die Behörden verantwortungsvoll gehandelt und damit das Risiko für die Zuschauer durch eine Absage der Veranstaltung deutlich minimiert.
Jedoch finden viele andere Massenfestivitäten statt, in denen es keine vergleichbaren Sicherheitsvorkehrungen gibt. Das ist auch nicht immer notwendig und darüber hinaus nicht wünschenswert.
Deshalb: Wenn Sie ein mulmiges Gefühl haben, zu einer Großveranstaltung zu gehen, dann hören Sie auf Ihre innere Stimme. Da es aber faktisch lebensfremd ist, öffentliche Verkehrsmittel, Kaufhäuser, Restaurants, Kinos und Theater oder Sportveranstaltungen gänzlich zu meiden, gebe ich Ihnen folgende leicht umzusetzende Hinweise:
Prägen Sie sich überall wo Sie hinkommen als erstes die Fluchtwege, Ausgänge, vor allem die Notausgänge ein. (Siehe auch Kapitel »Amok«) Bewegen bzw. setzen Sie sich nach Möglichkeit in deren Nähe. Im Krisenfall haben Sie somit in der vordersten Reihe einen freien Fluchtweg.
Vermeiden Sie Gedankenversunkenheit und einen Tunnelblick, seien Sie aufmerksam, nutzen Sie Ihren ganzen Blickwinkel (peripheres Sehen). Personen, die sich nicht anlassentsprechend, sondern auffällig verhalten, schwere Kleidung tragen (beispielsweise für Magazine und Waffen) und/oder große Taschen und Koffer mit sich tragen, sollten Sie bewusst und intuitiv weiträumig umgehen bzw. meiden. Alleinstehende Taschen und Koffer melden Sie bitte der Polizei oder dem zuständigen Sicherheitspersonal vor Ort. Bei lauten Knall-/Explosionsgeräuschen bewegen Sie sich, wie bei Amokläufen auch, unverzüglich aus der Gefahrenzone weg, also in die entgegengesetzte Richtung. Die ersten Sekunden sind für Ihr schnelles Handeln entscheidend. Verharren Sie nicht in einer Schockstarre, die Sie zeitweise handlungsunfähig machen könnte. Vermeiden Sie bei Ihrer Flucht Panik und offenes Gelände, nutzen Sie vielmehr die Möglichkeit, sich von Deckung zu Deckung zügig fortzubewegen. Notfalls verstecken Sie sich. Besser Sie verbarrikadieren sich in einem Raum. Öffnen Sie dann diese Tür keinesfalls, egal wer um Einlass bittet. Es könnte(n) der oder die Täter sein. (Siehe auch Kapitel »Amok«)
Geraten Sie in das Feuer einer Waffe, stellen Sie sich nicht tot sondern versuchen Sie weiter zu fliehen. Die Mordtaten in Paris haben gezeigt, dass die Täter durch gezielte Kopfschüsse bereits am Boden liegende Menschen töten.
Ist Ihnen eine Flucht verwehrt, müssen Sie sich wehren: Ein Kampf auf Leben und Tod. Betätigen Sie Ihren Schlüsselreiz zum Überlebenswillen. Beispielsweise indem Sie sich sagen, »Der will meinen Kindern den Vater/die Mutter nehmen«. Das macht Sie hellwach und kampfentschlossen. Nutzen Sie im Kampf alles was Sie fassen können, Feuerlöscher, Ihre Tasche, den Laptop. Wenn es Ihnen gelingt, dem Täter einen wirkungsvollen Schlag zu versetzen, um Zeit zu gewinnen, dann sofort raus aus
der Gefahrenzone!
Gewöhnen Sie sich generell ein gelassenes Gefahrenbewusstsein an. Das hilft Ihnen auch bei Massenpanik, Bränden oder anderen Katastrophenfällen. Machen Sie sich bitte diese Verhaltensweisen von Zeit zu Zeit bewusst. So haben Sie im Notfall genügend freie Ressourcen (Informationseinheiten des Gehirnes), um detaillierte Entscheidungen entsprechend der konkreten Gefahr und den örtlichen Gegebenheiten zu treffen.
Steffen Meltzer
Der Beitrag enthält Auszüge aus dem neu erschienenen Buch: „Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf“.
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