Dass der russische Präsident und Diktator Wladimir Putin nach langen Vorbereitungen im Februar 2022 die Ukraine überfallen und noch mehr aggressive Handlungen im Köcher hat, und die Ukraine dem schutzlos ausgeliefert war, demonstriert die Ohnmacht und Schwäche des Westens. Diese besteht schon seit etlichen Jahren und ist vor allem ein Produkt der Verachtung und Abwertung vieler westlicher Eliten des Systems, in dem sie selbst leben. Diese weit verbreitete Ablehnung des eigenen politischen und wirtschaftlichen Systems erscheint wie ein Luxus auf hohem Niveau, zeigt aber die innere Aushöhlung des westlichen Wertesystems. Dazu gehört: Männer sollen sich schämen, Männer zu sein, Weiße sollen sich mit einer rassistischen Erbsünde belastet fühlen, weil sie Weiße sind. Diese, das eigene gesellschaftliche System verachtende, Haltung ist in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Wie konnte es soweit kommen? Es handelt sich um Symptome des Niedergangs des demokratischen Westens, der mit den Jahren um 1968 herum begonnen und zuletzt immer mehr Fahrt aufgenommen hat. Dass der radikale Feminismus als Ideenkader und die pseudoreligiösen Ideen der Genderwissenschaften dabei eine wichtige Rolle spielen, wird bei genauerer Betrachtung schnell deutlich. Die Ereignisse um den Aggressionskrieg in der Ukraine haben den Westen zusammenrücken lassen, viele sprechen von einer Zeitenwende. Die Schwäche des Westens wird aber nicht enden, bevor eine akzeptierende Haltung zu sich selbst und vor allem auch zu der Mehrzahl der Männer eintritt, die positive Männlichkeit repräsentieren. In den folgenden Analysen zum gesellschaftlichen und psychologischen Zustand des Westens werden die aktuellen Entwicklungen rund um Putin und die Ukraine miteinbezogen.

Die Verachtung alles Männlichen ist Problem und nicht Lösung

Im Kern basiert die Selbstverachtung der westlichen Kultur auf der Verachtung alles Männlichen. Dies rührt vor allem aus den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts her, in deren Kontext von den herrschenden Oligarchen eine Macho-Attitüde über die Männer gestülpt wurde, um deren Kampfeswillen und Gewaltbereitschaft zu erhöhen. Die Männer sollten ihre Zweifel und ihr Mitgefühl ausschalten und wie Kampfmaschinen voller Hass und Entmenschlichung kämpfen und morden. Dies wurde mit menschenverachtenden Ideologien und im Zweifel auch mit Drogen forciert. Was die feministischen Kritikerinnen ab den 1970er Jahren verkannt haben, ist, dass die autoritäre Geste des Patriarchen nicht der Habitus des Mannes an sich ist, sondern der herrschenden Oligarchen, welche die Massen von Männern unterdrückten und für ihre Zwecke manipulierten und missbrauchten.

Das Patriarchat ist eine verschwörungsartige Erfindung des Feminismus

Die Sichtweise des Mannes als Patriarch ist weit von der historischen Realität der allermeisten Männer entfernt. Diese Betrachtung der Rolle der Geschlechter ist nicht die Lösung der gesellschaftlichen Fragen, sondern die Ursache neuer Probleme, weil sie die Rolle des Mannes einseitig in eine dogmatisch vorgefertigte, negative Ecke stellt. Dadurch werden Männer als solche in ihrer historisch-gesellschaftlichen Realität verkannt und verzerrt wahrgenommen. Sie können dann nicht mehr Opfer eines entmenschlichenden Systems sein, sondern müssen mit zu den Tätern zählen. Auch die in den sozialen Netzwerken im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg jetzt immer wieder geäußerte Sichtweise, der russische Alleinherrscher Putin sei Ausdruck des weißen Patriarchats und der Toxizität des Männlichen lässt sich in keiner Weise verallgemeinern. Nach allem, was aus der Ferne und den vorhandenen Quellen zu erschließen ist, vereint er vielmehr die Merkmale einer gestörten Persönlichkeit in sich und seiner malignen Männlichkeit. Dazu gehören narzisstische, psychopathische und machiavellistische Züge. Diese Kombination wird in der persönlichkeitspsychologischen Forschung als ›dunkle Triade‹ der Persönlichkeit bezeichnet.

Der Alleinherrscher wird zum gefährlichen, einsamen Gefangenen seiner überblähten Ichs

Putin ist in der ambivalent-tragischen Situation des Gefangenen im eigenen System, das man auch als Bunker-Syndrom bezeichnen kann. Dazu gehören Unterordnung und Gehorsam aller Gefolgsleute und Anhänger, Verfolgung und Zerstörung aller Gegner und Kritiker. Wenn ein Alleinherrscher erst mal alle Kritiker mundtot gemacht hat, wird er zum Gefangenen des eigenen Ich. Alle klugen, kritischen und auch wohlwollenden Ratgeber sind entfernt oder halten sich aus Angst zurück. Sein Gehirn liefert dem einsamen Alleinherrscher dann mehr und mehr Trugbilder. Diese erscheinen dem dann zum perfekten Tyrannen entwickelten Herrscher als Realität. Die Entourage spielt dann die Rolle eines soufflierenden Chores, der das wiederholt und verstärkt, was der Tyrann hören möchte. Dies geschieht aus Angst und Opportunismus.

Die dunkle Triade der Persönlichkeit – ein bedrohliches Problem weniger Männer

Die dunkle Triade der Persönlichkeit wird deutlich häufiger bei Männern als bei Frauen gefunden. Männer dürften davon bis zu 10-mal mehr betroffen sein. Männerpsychologie sollte sich damit intensiver beschäftigen als bislang. Die Ursachen liegen sowohl im biologischen, genetischen als auch im psychosozialen Bereich.

Psychopathie bezeichnet eine schwerwiegende Störung der Persönlichkeit, die durch weitgehendes oder vollkommenes Fehlen von Empathie, Ängsten, sozialem Verantwortungsgefühl und Gewissen einhergeht. Dementsprechend wird das psychopathische Verhalten als furchtlos, gefühlskalt und manipulativ, oft auch als impulsiv erlebt. Zur Psychopathie gehören auch Lügen, Täuschen und Betrügen als Handlungsstrategien. Das pathologische Fehlen von Angst zeigt sich dann in größerer Risikobereitschaft und der weniger intensiven Einschätzung von Gefahren und Reaktionen anderer. Nach Annahmen amerikanischer Psychologen sind etwa 1,2 Prozent der erwachsenen Männer und 0,5 Prozent der Frauen davon betroffen. Oft erinnern die Verhaltensweisen von Psychopathen an die von Spielern und Zockern. Narzisstische Persönlichkeiten sind durch Größenphantasien, ein übertriebenes, unrealistisches Selbstbild, den permanenten Wusch nach Bewunderung und die Idee einer einzigartigen Besonderheit gekennzeichnet.

Dem Narzissten geht es primär um Bewunderung und Anerkennung, der Machiavellist will unbedingt seine Ziele erreichen und seine Macht maximieren und dem Psychopathen geht es um die Unterdrückung und Ausnutzung anderer. Oft werden diese und ähnliche Verhaltensweisen unter dem Begriff antisozialen Verhaltens zusammengefasst. Vor allem entspricht die Psychopathie einem durchgängig antisozialen Muster, bei dem die Gefühle und das Wohlergehen anderer, bisweilen auch deren Gesundheit und Leben dem Psychopathen gleichgültig sind. Betrug, Lüge und Hintergehung anderer sind dabei keine moralischen Grenzen gesetzt. Narzissmus und Psychopathie gehen mit höheren Werten in Impulsivität und Risikoverhalten einher. Wahrscheinlich treffen die dargestellten Persönlichkeitsmerkmale der dunklen Triade in starker Ausprägung auf nicht einmal 0,5 Prozent aller Männer zu. Sie gelten also in keiner Weise für Männer also solche, lassen sich nicht generalisieren, spielen aber in Einzelfällen eine bedeutsame Rolle.

Narzisstische, psychopathische Diktatoren waren schon immer eine Gefahr

Einzelne Menschen, wenn sie zu Macht und Einfluss kommen, können eine Menge bewirken, aber auch zerstören. Es ist insofern naheliegend, Putin und andere Diktatoren der Menschheitsgeschichte als gefährliche männliche Exemplare mit tiefgreifenden narzisstischen und psychopathischen Persönlichkeitszügen anzusehen. Natürlich sind solche ›Ferndiagnosen‹ immer problematisch und mit einem Restrisiko hinsichtlich ihrer Validität belastet. Es ist jedoch von großer Bedeutung für Prävention und Intervention, sich mit solchen Männern rechtzeitig zu beschäftigen, ehe sie großen Schaden anrichten können. Forscher halten es für notwendig, bei Verhaltensproblemen von Jungen mit emotionaler Kälte, übertriebenem Egoismus, Empathiemangel und übermäßiger Aggressivität frühzeitig zu intervenieren.

Die Biografien psychopathischer Diktatoren sind unterschiedlich, aber ihre Symptomatik und vor allem die Entwicklung, sobald sie zu Macht gekommen sind, weisen viele Ähnlichkeiten auf. Skrupellosigkeit, mangelndes Gewissen und Mitgefühl, Egozentrismus und Manipulationsgeschick teilen alle als Grundmerkmale. Das Problem dieser Diktatoren ist nicht, dass sie im klassischen Sinne verrückt wären, sondern dass sie antisozial, gefühllos, un-empathisch und skrupellos sind. In ihren Kognitionen vermischen sich Lüge und Wahrheit so sehr, dass sie am Ende ihre Lügen für die einzige Wahrheit halten.

Ihre Fähigkeiten zur Täuschung, zur Manipulation und Einschüchterung anderer sind immens groß. Bei Putin zeigt sein Verhalten als Mann nach allem, was man von außen beurteilen kann, die Züge der dunklen Triade. Dass eine akute Krankheitsentwicklung hinzu komme oder dass der Diktator unter dem Einfluss von Steroiden stehe, wie zuletzt spekuliert wurde, kann nicht ausgeschlossen werden, ist aber alles andere als sicher. Die Betrachtung einzelner psychopathischer Diktatoren bedeutet aber umgekehrt nicht, dass Männer per se Vertreter des Toxischen und Bösen sind, wie immer wieder behauptet oder andeutungsweise suggeriert wird. Feministische Werke wie Ich hasse Männer von Pauline Harmange (2020) beschreiten diesen Weg und vergiften so die Atmosphäre zwischen den Geschlechtern.

Wo ein dunkler männlicher Diktator ist, ist meist auch ein heldenhafter Mann nicht weit

Die Kulturgeschichte ist voller Antipoden zu den Diktatoren der dunklen Triade. Es ist ein archetypischer Effekt, dass das Gute das Böse bekämpft und zumindest in der Phantasie und in den Herzen immer obsiegt. Robin Hood und der Sheriff von Nottingham, Wilhelm Tell und der habsburgische Landvogt Albrecht Gessler, Martin Luther und Kaiser Karl V. sind nur einige Beispiele dieses antagonistischen Prinzips. Und immer sind es Männer auf beiden Seiten! Oft verlieren die Helden im realen Leben, aber sie hinterlassen Spuren im kollektiven Gedächtnis, die aufzeigen sollen, dass es ein bleibendes Gegengewicht zum Bösen und Dunklen gibt.

Im Angesicht eines Wladimir Putin ist auch ein Mann wie Wolodymyr Selenskyj vorhanden, der zu immer größerem Format als Held heranwächst. Auch er zeigt, dass es ohne Männlichkeit von der Art ›klug, positiv, mutig und authentisch‹ nicht geht auf dieser Welt. Die einseitige Verunglimpfung des Männlichen ist jedenfalls kein Weg! Der mutige Held ist der Archetyp, der die Welt vor dem Dunkeln und der finalen Zerstörung bewahrt.

Und schließlich sind auch die Männer als ›gute Herrscher‹ nicht zu vergessen. Solon im antiken Athen, Marc Aurel in Rom, der französische König Henri IV., dem Heinrich Mann ein literarisches Denkmal gesetzt hat, sind nur einige der Beispiele, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Es handelt sich um den Archetyp des Mannes als guten König.

Männer als Diktatoren sind keine Blaupause für Männlichkeit

Der Feminismus hat über Jahrzehnte gegen das Männliche an sich getrommelt, die Menschen glauben lassen, dass Männer toxisch seien und zuletzt Sprache und Denken mit Gendersprache manipuliert. Dies ist ein kultureller und sozialer Irrweg. Männlichen Diktatoren mangelt es an den klassischen männlichen Tugenden – Mut, Stärke, Standhaftigkeit, Gerechtigkeitssinn, Ausdauer. Diese besitzen sie nicht, sie tun nur so. Es ist nicht mutig, ein schwächeres Land und wehrlose Menschen zu überfallen und massakrieren. Die Merkmale der Diktatoren sind vor allem Menschenverachtung, Empathiemangel, Herrschsucht und Machthunger. Die positiven männlichen Tugenden sind nicht auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen. Im Gegenteil! Sie gehören genauso zum notwendigen Repertoire des ›homo politicus‹ wie klassisch weibliche Tugenden. Für Männer sollten sich die alten mit den neuen Tugenden – Empathie, Teamfähigkeit, Kooperativität, Mitgefühl – vereinen und eine starke Kultur des Westens bilden, in der Männer nicht mehr nur auf Grund ihres Geschlechts verunglimpft werden, wie dies im politischen Raum vor allem bei den Grünen geschieht. Zahlreiche Menschen – auch bei den Medien – haben im Nachgang zu Putins Aggressionskrieg misandrische Parolen verbreitet. So schrieb ein Berliner Journalist mit mehr als 14 000 Followern auf Twitter am 01.03.2022: »Hätte eine Frau im Kreml das Sagen, würde es diesen Krieg niemals geben. Das ist toxische Männlichkeit«. (Markus Decker (@BerlinerNotizen) am 01.03.2022 um 20.58 Uhr) Solche Behauptungen sind unterkomplex und dumm obendrein (vgl. https://mens-mental-health.de/toxische-maennlichkeit/). Das Männliche alleine erklärt nicht das psychopathische Verhalten der Diktatoren. Die Kontrollgruppe weiblicher diktatorischer Machthaber hat es bislang noch nicht gegeben. Männer als solche und nur aufgrund ihres Geschlechts zu verunglimpfen, ist gefährlich, da es zu Stigmatisierung und Radikalisierung führt.

Männer sollten dem dunklen Bild des Diktators ihre positiven Tugenden entgegensetzen

Vielleicht ist die derzeitige Krise sogar die beste Chance für Männer im Westen, im 21. Jahrhundert mit positiver Männlichkeit zu bestehen, und dem autokratischen Führermodell etwas entgegenzusetzen. Aber ebenso sollten Männer ihrer eigenen Verunglimpfung und Negativierung endlich mehr entgegensetzen. Wenn Männer im Westen nicht in größerer Zahl den negativistischen Vorhaltungen des radikalen Feminismus entgegentreten und in selbstbewusster Weise für positive Männlichkeit eintreten, werden sie immer mehr Klarheit, Stärke und Mut verlieren. Die Männer in anderen Kulturen außerhalb des Westens teilen den genderistischen, misandrischen Weg des Westens nicht. Die männerverachtende Atmosphäre der westlichen Gegenwartskultur ist ein gefährlicher Nährboden für Radikalisierung und Hass.

Das Zerfließen der Geschlechter ist eine Zersetzung der Stabilität

Was im Westen – und nur im Westen – in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat, ist die Idee, dass die Zweigeschlechtlichkeit der Menschen etwas Schlechtes sei und aufgelöst werden müsse, ja dass es sie gar nicht gebe. Dies ist mit der Idee der sozialen Konstruktion von Gender und den sogenannten identitären und woken Ideologien verbunden, klammert aber die biologischen Grundlagen des Menschen und die Ideen der Aufklärung aus. Für den genderistischen Sonderweg wurden dann Begriffe wie non-binär, genderfluid usw. geschaffen, die im Kern auf einen ›neuen Menschen‹ zwischen Mann und Frau abzielen, den es jedoch – abgesehen von wenigen biologisch bedingten Fällen – nicht gibt und auch nicht geben kann. Dass Männer und Frauen sich mal weniger und mal mehr eindeutig in ihren klassischen binären Geschlechtsrollen empfinden, ist völlig normal und hat nichts mit der Auflösung der Geschlechter zu tun. Dass die Geschlechtsrollen von Mann und Frau durch die meisten Menschen als stimmig und wichtig empfunden werden, wird ebenfalls gerne von der woken Blase ausgeklammert, ist aber eine wichtige Basis gesunder psychischer Identität für viele. Von den Gendertheorien wird sogar behauptet, es gebe eine unübersehbare Zahl von Geschlechtern. Hier wird jedoch Identität mit Geschlecht verwechselt. So weit wir die Evolution der letzten 50 Millionen Jahre überblicken und auch einen Blick in die Zukunft wagen, waren Säugetiere, zu denen auch wir Menschen gehören, zweigeschlechtlich und werden es auch bleiben. Alle in ihrer biologischen Ausstattung dazwischenliegenden Fälle, sind extrem seltene Fälle von Abweichung und Besonderheit. Diese Menschen verdienen Anerkennung, konstituieren aber dennoch keine neuen Geschlechter. Es gibt also weder von biologischer noch von psychosozialer Seite Gründe, am Männlichen und Weiblichen als binärer Geschlechtsgrundlage zu zweifeln. Die Auflösung der Geschlechtsrollen und der Identitäten von Männern und Frauen liefern einen Beitrag zur Wertediffusion im Westen.

Der radikale Feminismus zersetzt den Westen

Die seit Jahrzehnten andauernde Zersetzung der westlichen Werte durch Idealismus, Sozialromantik, Hypermoral und Radikalfeminismus haben die Mentalität der Staatsführer in den EU- und NATO-Staaten ausgehöhlt und beliebig werden lassen. Die im Kern autodestruktive Kritik vieler soziologischer Intellektueller führte zu einer Wertediffusion und einem großen Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Denkens bei den Menschen im Westen. Tolerant wurde zu beliebig, stark zu böse, liberal zu dogmatisch und männlich zu toxisch. Wenn ein heutiger Bundeskanzler sich im Wahlkampf ohne Gegenwehr sagen lässt, dass er in seiner politischen Laufbahn immer nur einer Frau den Platz weggenommen habe, lässt dies erahnen, wie ohnmächtig sich Teile der Führungselite innerlich fühlen oder wie überangepasst sie sich der verbalen Aggressivität feministischer Akteurinnen ergeben. Der radikale Feminismus ist längst zu einer aggressiven Kampfmaschinerie verkommen, hat sich mit den diffusen, pseudowissenschaftlichen Protagonisten des Genderismus verbündet und verbreitet verbale Einschüchterung, wenn seine Positionen nicht akzeptiert werden. Längst gilt in der Politik feminismuskritisch zu sein als misogyn. Ein fataler Trugschluss!

Die Argumente des Feminismus gehen ins Leere

In der aktuellen politischen Diskussion wird immer noch argumentiert, Frauen seien nicht ausreichend gleichberechtigt, würden gar von Machtpositionen durch ein Patriarchat ferngehalten. Dies kann man nur als eine Verschwörungserzählung klassifizieren. Im Bildungsbereich sind Männer heute schon benachteiligt. Es gibt je nach Bundesland 5 Prozent bis 10 Prozent weniger Abiturienten als Abiturientinnen, bald wird das Gleiche für Studienabsolventen gelten. Die Narrative des Feminismus zeugen von chronischer Opferhaltung und mangelnder Bereitschaft, sich mit Nachdruck, Ehrgeiz und Leistung Positionen und Macht zu erobern. Lieber sollen diese durch Privilegien wie Quoten erreicht werden. Diese Privilegierung durch nicht leistungsbasierte Gleichstellung schwächt die Strukturen des Westens. Dabei wird gerade dem wie ein Gespenst immer wieder zitierten Patriarchat vorgeworfen, es zementiere Privilegien für Männer. Diese gelten dann als überprivilegiert. Das Narrativ vom Patriarchat zeugt jedoch von gesellschaftlicher und historischer Unkenntnis.

Im Krieg zu sterben ist kein Privileg

In der Ukraine ist gerade zu besichtigen, welche Privilegien Männer im Kriegsfalle aufweisen. Schon immer war es die Aufgabe von Männern, im Krieg zu kämpfen und auch ihr Leben oder ihre Unversehrtheit zu opfern. Es sind weit und breit keine Privilegien für Männer zu finden, wenn es um Krieg und Gewalt geht. Es ist Ausdruck einer verzerrten Realitätssicht, Männer einseitig als Gewinner des gesellschaftlichen Systems zu anzusehen. Die idealistische Traumwerkstatt der westlichen Linken hat die problematische, todbringende Seite des Mannseins aus dem kollektiven Gedächtnis verbannt. Nun kommt diese Seite des Mannseins in der Krise mit Macht wieder zum Vorschein. Die Mehrzahl der Männer war noch nie privilegiert und ist es auch derzeit nicht. Sie haben das seltsame ›Privileg‹, im Krieg zu sterben, besonders gefährliche Berufe auszuüben, als Wohnungslose und Drogenabhängige auf der Straße zu landen und häufiger Suizid zu begehen, ohne dass diese Lebensrisiken eine gesellschaftliche Reaktion auslösen. Sie zusätzlich durch Quotierungen am sozialen Aufstieg zu hindern, wie dies im Westen in Mode gekommen ist, bedeutet eine weitere Ungerechtigkeit. In wenigen Jahren werden die Gleichstellungsmaßnahmen zu Prozentanteilen von weniger als 50 Prozent von Männern in Macht- und Schlüsselpositionen führen. Dieser Prozess wird teilweise auch viel weiter gehen, weil bei den meisten Gleichstellungsmaßnahmen kein Stopp-Mechanismus zu Gunsten der Männer vorgesehen ist.

Männer in den Krieg zwingen!? – Freiheit und Widerstand sind nötig

Dass Männer im Kriegsfall immer noch zum Kriegsdienst gezwungen werden, ist im Sinne eines allgemeinen Menschenrechts nicht nachvollziehbar. Natürlich wollen Menschen in Kriegssituationen ihr Land und ihre Heimat verteidigen, aber sie sollten dies aus eigener Überzeugung und freien Stücken tun. Besonders die Männer, die zu Opfern und oft in unfreiwilliger Weise auch zu Tätern in eindeutigen Angriffskriegen werden, haben jedes Recht auf Desertion. Dabei ist zu beachten, dass die Gründe der Kriegsentstehung oft komplex, verzerrt oder kaschiert und nicht immer leicht zu durchschauen sind. Dennoch sollten Männer auch das Recht der Nichtteilnahme und des Weglaufens in Kriegssituationen haben. Da die Mehrzahl der Kriege in der Geschichte der Neuzeit ungerecht und inszeniert war und den Machtinteressen von Oligarchen diente, ist die selbstgewählte Flucht davor ein wichtiges Menschen- und Männerrecht. Oft ist es mutiger zu desertieren und sich gegen mächtige Andere zu stellen, als den Aussagen der Staats- und Militärführer Glauben zu schenken.

Gleichstellung ist etwas anderes als Gleichberechtigung

Um die auch für Frauen durchaus vorhandenen Vorteile in der gesellschaftlichen Realität unsichtbar zu machen, werden von feministischer Seite Scheinprobleme aufgebaut. Die Ungleichstellung der Frauen im Westen ist eine irrige Erzählung, um sich aus einer einseitigen Opferperspektive ohne Leistungen und Kompetenz Vorteile und Macht zu sichern. Dies beschädigt alle: Männer, engagierte Frauen und die Gesellschaft als Ganzes. Das politische Programm dazu heißt Gleichstellung und hat im Kern nichts mit Gleichberechtigung zu tun, sondern bedeutet die Erreichung aller Machtziele ohne Anstrengung, Ehrgeiz und Kompetenz. Gerade solche Programme höhlen ein System aus, das bislang mit Verdiensten, Leistung und Fähigkeiten für die Auswahl der Besten auf gleichberechtigter Basis gesorgt hat. Alle Frauen und Männer mit Kompetenz und Motivation sollten ihre Ziele erreichen. Gleichberechtigung und Chancengleichheit müssen herrschen, aber keine kollektivistische, neomarxistische Gleichstellung. Diese höhlt am Ende jede freiheitliche Gesellschaft, die auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden ihrer Mitglieder beruht, aus. Die nicht erst jetzt zutage tretende Schwäche der politischen Akteure ist auch eine Folge der Verachtung und Verunglimpfung alles Männlichen in der Politik und den Leitmedien. Alles durch Gleichstellung lösen zu wollen, ist ein Irrweg. Gleichberechtigung und Kompetenz sind gefragt, aber keine Quoten und keine Gleichmacherei nach marxistischem Vorbild.

Männerverachtung hat Geschichte

Die Verachtung des Männlichen hat eine schon längere nachvollziehbare Geschichte. Sie begann um das Jahr 1800 mit dem Aufkommen der Industrialisierung. Diese machte Körperkraft als eine der männlichen Grundtugenden nach und nach überflüssig. Der Mann musste sich sklavenartig als Arbeiter verdingen, solange es Arbeit gab, und dann weiterziehen. Im Hintergrund haben sich negative Attitüden und Einstellungen entwickelt, die auf eine zunehmend negative Sicht des Männlichen hinweisen. Männer wurden als grob und aggressiv gebrandmarkt. Der männerschlachtende 1. Weltkrieg zeigte die Verachtung der Eliten für die männlichen Massen. Männer waren zu einer frei disponierbaren Masse im Schlachthaus der Oligarchen geworden. Fast 20 Millionen Todesopfer spiegeln diese Mentalität wieder. Der Mann an sich war beliebig verfügbar, mit Recht als Kanonenfutter bezeichnet. Keine Spur von Patriarchat. Sehr wohl aber Oligarchie von Feudalisten, Kapital und besitzenden Familien: also Männern und Frauen! Heutzutage ist Männlichkeit toxisch, bis ein Land verteidigt werden muss. Dass dieser Widerspruch deutlich wurde, ist eine Konsequenz der Aggression gegen die Ukraine. Deshalb bedarf es einer Neubesinnung auf positive Attribute von Männlichkeit im Westen, damit die misandrische Sichtweise sich nicht noch weiter in der westlichen Gesellschaft breit macht.

Die aufkommende Männerverachtung hat sich in immer mehr kulturellen und politischen Zeugnissen niedergeschlagen. Zuletzt klagte Hillary Clinton, dass Frauen im Krieg die größten Opfer brächten, weil sie ihre Partner und Väter verlören. Opferschaft sollte man jedoch nicht aufrechnen und es ist unmoralisch, solches zu tun. Aber es darf nicht geleugnet werden, dass Männer schon immer in Kriegen das größte Opfer brachten, ihr eigenes Leben opfern zu müssen. Das gilt auch nun wieder für den Aggressionskrieg Russlands in der Ukraine.

Das ganze Dilemma

Es ist durchaus möglich, dass die reale Kraft des Westens aufgrund seiner kulturellen und sozialen Aushöhlung schon so weit fortgeschritten ist, dass ein Wiederaufschwung und eine dauerhafte Stärkung nicht mehr möglich sind. Die führenden kulturellen Akteure der letzten Jahrzehnte aus den Bereichen Feminismus, Genderismus und den ›critical justice‹- Theorien haben allesamt die Verachtung für den westlichen Lebensstil gepredigt, aber gleichzeitig seine enormen Vorteile genossen. Das hat etwas Parasitäres. Die hypermoralisch auftretenden antirassistischen und feministischen Protagonisten sind für die Unterdrückung und Entrechtung von Menschen in den Diktaturen dieser Welt schon lange auffällig blind. Auch für die Untaten des politischen Islams herrscht psychogene Blindheit. Das Schicksal unterdrückter Frauen im Iran kümmert heutige Feministinnen wenig, da sie sich im Gestrüpp ihrer Ideologien, dass auch die Männer im Iran Langzeitopfer des Kolonialismus sein müssen, verheddert haben.

Über die realen Gefahren der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre im Westen zu sprechen, ist mit schweren Tabus belegt. Dass der politische Islam hierzulande nicht als Bedrohung ernst genommen wurde, dass linksradikale Bewegungen im eigenen Land nicht mehr als Gefahr gesehen werden und dass Männer immer noch die Hauptlast von Krieg, gefährlicher Arbeit und Kindesverlust nach Scheidung tragen, sind nur einige Beispiele der gezielten Tabuisierungsstrategie nicht genehmer Themen zu Lasten von Männern. Die Leitmedien leisten kräftige und kontinuierliche Unterstützung in dieser misandrischen gesellschaftlichen Entwicklung. Kritische Stimmen zum Feminismus und Genderismus dringen kaum durch eine abwehrstarke Journalistenschicht in den Leitmedien. In der Politik gilt Kritik am Feminismus automatisch als frauenfeindliche Haltung. Ein faktisches Diskursverbot.

Die woken Ideologen versorgen die Gläubigen mit irrealen Dogmen

Der französische Dekonstruktivismus eines Jacques Derrida, der Poststrukturalismus von Michel Foucault, die Mutation dieser Theorien an amerikanischen Universitäten zu Antirassismus- und Antisexismusbewegungen und der Re-Import des Ganzen als quasi religiöses, pseudowissenschaftliches Glaubenssystem nach Europa unter dem Begriff der Identitätspolitik seit den 2010er Jahren stellt einen intellektuellen und kulturellen Rückschritt des Westens zu Irrationalität, Metaphysik und zum Dogmatismus dar. Ursprünglich waren es misandrische Feministinnen, die Verachtung und Hass auf Männer predigten. Dass es sich dabei um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit handelte, wurde billigend in Kauf genommen und mit Botschaften der Fortschrittlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit zugekleistert. Misandrie ist die Verunglimpfung von Männern alleine aufgrund ihres Geschlechts. Die woke Ideologie der politischen Eliten ist durch Realitätsferne, Hyperemotion und Misandrie gekennzeichnet. Wokeismus erzeugt genau die Phänomene, die er zu bekämpfen vorgibt, ein sozialpsychologisch bekanntes Phänomen, das den Prinzipien der Projektion, Verleugnung und Verdrängung entspricht.

Männer sind überwiegend friedlich und frauenfreundlich

Gerade in Anbetracht der Gewalttaten von Männern, wie zuletzt Wladimir Putins im ganz großen Stil, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Männer wie dieser nicht für den Mann an sich stehen. Auch Personen wie Mahatma Gandhi, Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King waren Männer. Diese stehen für positive, tonische Männlichkeit. Männer sind ganz überwiegend friedlich, lieben ihre Frauen und Kinder und wünschen sich Frieden und Harmonie. Diese männliche Seit zu erwähnen, ist aus der Mode gekommen. Bei der bipolaren Betrachtung der Geschlechter, soweit diese überhaupt noch als existent anerkannt werden, zählt nur noch das Opfersein. Wer sich irgendwie als Opfer identifizieren kann, hat schon gewonnen und automatisch recht. Dies ist die verirrte Mentalität der ›critical social justice‹- Bewegung, einer Ideologie in Folge von Antirassismus, Genderismus und Feminismus. Alle anderen sind Täter, weiße Männer, Nazis, toxisch oder wahlweise Angehörige irgendeiner aussterbenden Gattung (siehe https://mens-mental-health.de/der-alte-weisse-mann/).

Der Siegeszug dieser dogmatischen Irrationalität im Westen ist ein Indikator seiner kulturellen und intellektuellen Schwäche. Ansonsten würden sich diese Massenhypnosen, die besonders an den Universitäten und in den Leitmedien blühen, schnell verflüchtigen. Betonung von Vernunft und Rationalität waren Markenzeichen der Aufklärung, die zum kulturellen Siegeszug von Wissenschaft und Technik beitrugen. Inzwischen dominieren Pessimismus, Negativität und Selbsthass. All dies sind Indikatoren einer nieder- und final untergehenden Kultur. Mit anderen Worten: Der Westen hat sich mental und psychologisch schwach gedacht und geredet. Mit Humanismus und Rationalität kann der Westen überleben, mit Genderismus und Postfeminismus wird er untergehen. Gerade am Umgang mit Krisen wie der Putin-Krise wird sich die Stärke oder Schwäche des Westens erweisen. Ob es die Misandrie verstärkt oder zu einer neuen Wertschätzung der ›guten‹ Männlichkeit kommt, ist eine der entscheidenden Zukunftsfrage. Wir reden über die Hälfte der Bevölkerung!

Der intellektuelle Niedergang des Westens beruht auf Ideologien, die als Realitäten dargestellt werden

Jahrelange idealistische Symbolpolitik hat den Westen geschwächt und innerlich ausgehöhlt. Im Kern herrscht Angst vor männlichen Tugenden wie Stärke, Mut, Standhaftigkeit. Stattdessen hat sich Infantilisierung des Denkens und Handelns breitgemacht. Emotionale Dysregulation, Beleidigtsein und Empörungshysterie herrschen vor (siehe https://www.addiction.de/hyperismus/). Ungezählte Politiker haben sich von jungen Frauen hypermoralischer Bewegungen die Leviten lesen lassen, dass sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht hätten. Und sachlich haben diese nicht Unrecht! Dies ist ein Indiz für die Zerrüttung der politischen Kultur des Westens. Sie führte zu einer Verschwurbelung des Denkens. Alles, was irgendwie als divers und linksprogressiv gilt, wird kritiklos übernommen. Angst vor Widerrede und Mangel an Zivilcourage im Denken und Sprechen beherrschen große Teile der politischen und medialen Eliten. Angefangen hat die inzwischen tiefsitzende Angst mit dem Siegeszug der Political Correctness seit den 1990er Jahren. Vom politischen Mainstream abweichende Meinungen wurden als umstritten, diskriminierend oder wahlweise ungewöhnlich bezeichnet und damit automatisch stigmatisiert. Im Grunde sind dies alles moralische Bewertungen einer sich immer stärker breit machenden Meinungs- und Sprachpolizei. Diese hat sich in den Leitmedien, öffentlichen Verwaltungen und Universitäten inzwischen fest etabliert und die meisten Machtpositionen besetzt. Besonders die mehr als 200 Genderprofessuren und 2200 Gleichstellungsbeauftragten stellen eine meinungszensierende Kerngruppe dieser Entwicklung dar. Im Hintergrund herrschen radikal feministische und genderistische Ideologien vor. Beim unbedarften ›Volk‹ haben sich Angst vor den eigenen Gedanken, Flucht in die innere Opposition, Anpassung an den Zeitgeist und die Gendersprache sowie Opportunismus breit gemacht.

Männlichkeit im 21. Jahrhundert

Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass unsere gesellschaftliche Entwicklung seit vielen Jahren in die falsche Richtung gelaufen ist. Die jetzt proklamierte Zeitenwende ist nur ein anderes Wort für das Ende eines Dornröschenschlafs. Idealismus und Weltfremdheit weichen unter dem Schock der Realität panikartigen Kompensationshandlungen. Dabei hat die politische Klasse schon seit Jahren ein Laientheater aufgeführt, das von übertriebenem Idealismus, Realitätsferne und Traumphantasien bestimmt war. Auch hier wären spätestens jetzt klassisch männliche Tugenden, Gelassenheit, Mut und Klarheit, gefragt. Gerade Deutschland muss sich von seiner ebenso albernen wie überheblichen Rolle verabschieden, Morallehrer für den Rest der Welt zu sein. Die politischen und gesellschaftlichen Positionen anderer Länder sollten nicht vorschnell negativ bewertet und abgeurteilt werden. Die Utopie von der grenzenlosen Weltbürgerschaft und den Wundern der Diversität ist eine Irrlehre, die in Deutschland besonders grassiert und den Blick auf die Bürger im eigenen Vorgarten und deren Nöte verstellt.

Feministische Außenpolitik ist nicht notwendigerweise human

Nach dem Überfall des Putin-Regimes auf die Ukraine haben viele deutsche Politiker beschlossen, ihre Naivität in Sachen Real- und Machtpolitik aufzugeben. Der SPIEGEL titelte sofort Das Ende der Naivität. Aber aus welcher politischen Welt kommen diese Menschen, die für unser aller Wohlergehen und Sicherheit zuständig sind? Daraus kann man nur schlussfolgern, dass die politische Heimat der meisten bislang Traum- und Phantasiewelten waren. Dazu zählen auch die feministischen Politikerinnen. Wozu feministische Politik? Wieso nicht humanistische Politik? Was soll den Bürgern da unter strikter Verwendung der Gendersprache verkauft werden. Solange sich Politik nicht eindeutig für alle Menschen (Frauen wie Männer) einsetzt und solange Unterschiede zwischen ihnen gemacht werden – und dies signalisiert der Begriff ›feministisch‹ – ist dies eine spalterische und hochgradig idealistische Politik. Wie ist der Blick einer feministischen Politik auf im Krieg sterbende Soldaten? Was sagt diese Politik zur Zwangsrekrutierung von Männern zwischen 18 und 60 Jahren? Dazu herrscht Schweigen!

Und jetzt Putin, einer der wenigen wirklich toxischen Männer…

Natürlich hat das Putin-Regime mit Männlichkeit – oder genauer mit männlicher Selbstinszenierung – zu tun. Es ist eine Form pervertierter, dunkler Männlichkeit mit egomaner Stärke, aber ohne Moral. Er verkörpert den Typus Mann, der die Welt gefährlich macht. Ihm fehlen nicht nur Moral, sondern auch Empathie und Bescheidenheit für das eigene Ich. Es handelt sich um die dunklen Aspekte in der Persönlichkeit aller Menschen, aber besonders von Männern.

Ein weiteres Problem im Umfeld von Diktatoren: Die vielen feigen Männer, die das Regime unterstützen. Sie sind Mitläufer, Opportunisten und Systemgewinnler. Wir wissen nicht, ob Putin schon ein antisozialer Junge war. Manches spricht dafür. Auch kann man nicht immer den Eltern die Schuld geben, den Müttern schon gar nicht. Klar ist jedoch, dass er seine jetzige Macht, die Angst und den Schrecken, die er verbreitet, der Feigheit und Ohnmacht der vielen Mitläufer verdankt. Er genießt seine Macht über diese und verachtet sie zugleich. Er verkörpert toxische Männlichkeit. Der Begriff, der so sehr missbraucht wurde, um Männer zu verunglimpfen, trifft in Wirklichkeit nur auf wenige zu. Man sollte sehr sparsam mit diesem Vorwurf umgehen. Dies zu verstehen, ist eine wichtige Lehre aus der verqueren Vergangenheit.

Toxische Männlichkeit verhindern – positive Männlichkeit fördern

Toxische Männlichkeit im Sinne von Manipulation, Benutzung anderer Menschen, extremer Skrupellosigkeit und der Bereitschaft, Menschenleben zu opfern, ist extrem selten. Sie hinterlässt aber immer wieder tiefe Spuren in der Geschichte. Es sind vor allem Diktatoren, die sich jahre- oder jahrzehntelang an der Macht halten, und viel Unheil anrichten. Noch ist gegen sie kein Kraut gewachsen. Menschen müssen lernen, ihre leeren Versprechungen zu durchschauen, naiven Nationalismus abzulehnen, selbst zu denken und zu entscheiden. Mentale und psychologische Abhängigkeit von Manipulatoren sind Schwächen, die zu verändern sind. Psychopathen und Narzissten müssen früh erkannt und aus politischen Ämtern verbannt werden. Wenn diese Diktatoren erst einmal an der Macht sind, ist es in der Regel zu spät und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Zivilgesellschaften müssen in der Zukunft Mittel und Wege finden, zu verhindern, dass narzisstische, gefährliche Männer an die Schalthebel der Macht kommen. Dazu muss in den Bildungssystemen mehr über psychische Besonderheiten von Autokraten, über Manipulationstechniken in den Medien, die dunkle Triade der Macht, bestehend aus Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus, gelehrt werden. In Anbetracht der Gefährdung des Weltfriedens sollte dies sogar ein Hauptfach werden. Und die westlichen Gesellschaften sollten lernen, positive Männlichkeit wieder als eine Tugend zu schätzen. In den Bildungssystemen und Medien sollten historische und aktuelle Beispiele positiver Männlichkeit eine erkennbare Rolle spielen. Und dies nicht im Sinne diffuser männlicher Identität, sondern klarer Akzeptanz des Mannseins.

Reaktanz verhindern – Akzeptanz fördern

Dass Männer auf öffentliche Verunglimpfung in Gesellschaft und Medien, einfach nur weil sie Männern sind, mit Unwillen und negativen Emotionen reagieren, ist trivial. Aber offensichtlich ist vielen Entscheidungsträgern und Influencern in Medien und Politik dieses Phänomen immer noch nicht klar oder nicht wichtig genug. Das Phänomen wird als Reaktanz bezeichnet und bedeutet, dass Menschen auf erlebte Ungerechtigkeit mit Ärger, Wut und am Ende auch Widerstand reagieren. Um dies zu vermeiden, sollten Politik und Gesellschaft sich den Jungen als Ziel- und leider auch oft Problemgruppe positiv zuwenden. Dies wäre eine wichtige Prävention für Radikalisierung und Marginalisierung im Jugend- und Erwachsenenalter. Noch immer gibt es kein Bundes- und auch kein Landesministerium in Deutschland, das sich gezielt mit Jungen und Männern beschäftigt. Im Bundesfamilienministerium, in seiner ausführlichen Bezeichnung als BMFSFJ bezeichnet, tauchen Männer nicht als Zielgruppe auf. Eine kleine Abteilung, die sich dort mit Männern beschäftigt, wird von einer Frau geleitet. Ein Zustand, der umgekehrt völlig undenkbar wäre!

Die zunehmend misandrische Stimmung in unserer Gesellschaft wird zu einem Problem der gegenwärtigen und künftigen Gesellschaft. Jungen müssen genauso Wertschätzung erfahren wie Mädchen, Männer genauso wie Frauen. Männlichkeit darf nicht automatisch ein negativer Begriff sein, der zu Ablehnung oder Veralberung führt. Beispiele positiver Männlichkeit sollten in den Medien genauso präsent sein und Wertschätzung erfahren, wie dies umgekehrt für Frauen und deren Verhalten automatisch der Fall ist.

Da wo das Verhalten von Männern und Frauen nicht akzeptabel ist, müssen sie entsprechende Rückmeldungen und Konsequenzen bekommen. Dass ein Mann nicht in eine gesellschaftliche Position gelangt, nur weil er Mann ist, obwohl er die bestmögliche Qualifikation aufweist, darf genauso wenig geschehen wie umgekehrt.

Putin als letztes Warnzeichen gegen Misandrie und für positive Männlichkeit

Neben den vielen negativen und schrecklichen Aspekten der Aggression von Wladimir Putin gegen die Ukraine ist auch die verborgene Bedeutung zu erkennen, dass dadurch die Schwäche des gesamten Westens vorgeführt wurde. Darin besteht auch eine kulturelle und zivilisatorische Botschaft. Solange das ›Böse‹ in der Welt nicht beseitigt ist und das wird es aus evolutionspsychologischer Sicht voraussichtlich nie, muss Friedfertigkeit mit Abschreckung und Wehrfähigkeit kombiniert auftreten. Die Fehlhaltung des Westens bestand in den letzten Jahren vor allem aus Realitätsverweigerung, übermäßiger kognitiver Verzerrung der Wahrnehmung und Idealisierung und Romantisierung einzelner Themen wie Feminismus und Diversität. Dadurch wurden Männer, die in früheren Zeiten als Bewahrer und Förderer der Zivilisation galten, einseitig negativ gesehen. Eine Renaissance der westlichen Kultur wird nur gelingen, wenn positive Männlichkeit als Kulturträger neben den Werten positiver Weiblichkeit Anerkennung findet. Der Versuch, Männlichkeit zum Verschwinden zu bringen, ist nachhaltig gescheitert.

Zusammenfassung

Die Widerstandsfähigkeit des Westens gegen imperialistische Provokation war bis zum Putinschen Angriffskrieg auf die Ukraine fast auf dem Nullpunkt angelangt. Dieser Prozess hat sich über Jahrzehnte entwickelt und wurde durch Realitätsverweigerung, Hypermoral, überbordenden Politidealismus, pseudowissenschaftliche Entwicklungen im Bereich Gender und Radikalfeminismus betrieben. Dazu gehörte auch eine immer stärkere Tendenz zur Männerfeindlichkeit (Misandrie). Paradoxerweise kann die toxische Männlichkeit eines Wladimir Putin, die eng mit der dunklen Triade der Persönlichkeit (Psychopathie, Narzissmus, Machiavellismus) zu tun hat, dazu führen, dass sich die gendertrunkenen westlichen Gesellschaft wieder auf die Kerntugenden positiver Männlichkeit – Stärke, Mut, Standhaftigkeit bei hoher Empathie und Mitmenschlichkeit – besinnen. Unter hohem Stress zeigen sich die tatsächlichen Resilienzen von Gesellschaften und Individuen. Die Verunglimpfung des Männlichen als toxisch findet ein Ende in einer Realität, in der Männer sich im Kriegsdienst bereithalten und opfern müssen. Dies zeigt, dass Männer nicht privilegiert sind, wie es ihnen fälschlicherweise von Genderisten unterstellt wird. Die Resilienz der westlichen Kultur kann sich nicht an realitätsfernen Ideologien, sondern nur an der Realität des Lebens mit Krieg und Frieden wieder erholen.

Der Beitrag erschien zuerst auf Globkult.

Zum Autor: Michael Klein, psychologischer Psychotherapeut, Professor für Klinische Psychologie an der Katholischen Hochschule NRW, Köln, Leiter des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP)


Anm. Steffen Meltzer: Bei Gastbeiträgen handelt es sich um persönliche Meinungen der jeweiligen Autoren, nicht um meine. Die Bewertungen überlasse ich erwachsenen und mündigen Lesern. Meiner Kommentare bedarf es dazu nicht.