Liebe Mitglieder, Fans und Sympathisanten der SG Dynamo Dresden, liebe Fußballfreunde, sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit lege ich mein Ehrenamt bei unserem geliebten Herzensverein nieder und trete zum nächstmöglichen Zeitpunkt als Präsident der SG Dynamo Dresden zurück. Dies habe ich am heutigen Abend bereits dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Jens Heinig, persönlich mitgeteilt.

Auch wenn mir bewusst ist, dass die Anzahl der anwesenden Personen während der heutigen Versammlung maximal nur rund drei Prozent der fast 30.000 Mitglieder repräsentierte, habe ich vor den Abstimmungsergebnissen selbstverständlich großen Respekt. Erstaunt war ich allerdings darüber, dass zu den Beschlüssen des Ehrenrates in Bezug auf die gegen mich durchgeführten Verfahren gar keine Abstimmung zustande kam. Offensichtlich hatten die Kritiker im Saal dazu keinen Mut und versuchten deshalb alles, um eine Entscheidung der Mitglieder in der Sache zu verhindern. Dies ist ihnen augenscheinlich gelungen. Unter dem Strich werte ich die Vorkommnisse als Misstrauensvotum.

Unter den gegebenen Umständen kann ich meine persönlichen Talente und Stärken leider nicht mehr mit der gewohnten Rückendeckung zum Wohle unserer Sportgemeinschaft einsetzen. Das bedauere ich außerordentlich.

Seit ich denken kann, bin auch ich wie viele hunderttausende Menschen im Dynamoland und darüber hinaus leidenschaftlicher Dynamo-Fan. Und daran wird sich natürlich nichts ändern. Denn die Intrigenspiele weniger Personen, die dem Verein seit Jahren extrem schaden, kann ich sehr wohl von der wahren Vereinskultur und dem außergewöhnlichen Leitbild mit den darin enthaltenen Werten, die unsere SGD auszeichnen, unterscheiden.

„Wir haben einen Traum.“ Bedauerlicherweise ist die Realisierung desselben sehr weit von uns entfernt und wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine Illusion bleiben, so lange Kleingeistigkeit, persönliche Eitelkeiten, Wichtigtuerei, Machtbesessenheit, Selbstüberschätzung, Amtsanmaßung, Neid, Missgunst und leider oft auch mangelhafte Kompetenz und fehlender Weitblick das Vereinsleben überschatten oder sogar beherrschen. Es sind die Hauptgründe, warum die SG Dynamo Dresden im Jahr 2024 noch immer in der dritten Liga und nicht höherklassig spielt.

Gleichwohl gilt meine größtmögliche Wertschätzung und Dankbarkeit den vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle sowie des sportlichen Bereichs der SGD. Stellvertretend dafür möchte ich die professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie jederzeit vorhandene Unterstützung für die Ausübung meines Ehrenamtes durch die während meiner Amtszeit agierenden Geschäftsführer hervorheben. Mein besonderer Dank geht diesbezüglich an Michael Born und Ralf Minge, Jürgen Wehlend und Ralf Becker, David Fischer, Stephan Zimmermann und Thomas Brendel.

Ein herzliches Dankeschön möchte ich auch an die unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Vereins, an diejenigen loyalen Gremienmitglieder sowie Führungskräfte, mit denen ich über mehr als sechs Jahre ebenfalls vertrauensvoll und erfolgreich zusammenarbeiten durfte sowie an die unzähligen treuen Vereinsmitglieder und Fans, die mir ihr Vertrauen und ihre Unterstützung geschenkt haben, richten. Herzlichen Dank auch an die geschätzten Sponsoren und wertvollen Partner des Vereins für den jederzeit offenen und ehrlichen Austausch sowie die wunderbare Zusammenarbeit zum Wohle der Sportgemeinschaft. Von Herzen danke ich nicht zuletzt den Idolen meiner eigenen Kindheit, mit denen ich mich inzwischen freundschaftlich verbunden fühlen darf. Damit meine ich unsere Ehrenmitglieder und Ehrenspielführer sowie viele weitere ehemalige und aktuelle Leistungsträger, die das schwarz-gelbe Trikot mit großer Leidenschaft getragen haben oder es sich bis heute überstreifen. Und ich danke zahlreichen Amtsträgern außerhalb des Vereins, die entweder voller Begeisterung über unseren Mythos „Dynamo“ sprechen oder gar starkes Interesse an einer erfolgreichen Weiterentwicklung unseres Vereins zeigen! Ich bin dankbar und stolz, ein Stück des Dynamo-Weges mit Ihnen und Euch gemeinsam gegangen zu sein.

Am Ende geht es um die Faszination des Fußballs. Es geht um den sportlichen Erfolg unserer Farben. Deshalb wünsche ich mir sehr, dass es der Abteilung Sport gelingt, unsere Profimannschaft derart zu stabilisieren und weiterzuentwickeln, dass ihr der Sprung in die zweite Bundesliga gelingt. Extrem wichtig wäre, sich dort fest zu etablieren, um eines Tages ernsthaft höhere Ziele ansteuern zu können. Da im Fußball alles denkbar ist, wäre zu gegebener Zeit auch das Wunder eines Aufstiegs in die erste Bundesliga möglich. Um sich dort jedoch langfristig halten zu können, müssten zuvor wesentliche Weichen gestellt werden. Einige davon wären:

  1. Eine noch bessere Verknüpfung unserer hervorragenden Nachwuchsarbeit – die durch die Verantwortlichen unter der Führung von Jan Seifert über mehrere Jahre hinweg in ausgezeichneter Weise entwickelt wurde – mit dem Profibereich. Hier bin ich sehr froh, dass zeitnah auch durch die Initiative und das Engagement von Marco Hartmann endlich eine U21-Mannschaft zusammengestellt werden kann, die dann jedoch schnellstmöglich höhere Ligen erreichen sollte, um unseren besten Talenten eine echte Chance für ihre Weiterentwicklung innerhalb unseres Vereins bieten zu können.
  2. Eine Modernisierung der Vereinsstruktur ist dringend erforderlich. Wir heißen zwar „Dynamo“, sind aber sehr oft nicht dynamisch genug, sondern eher behäbig in unseren Entscheidungsprozessen. Anstatt die wesentlichen Kompetenzen auf wenige Köpfe zu verteilen, die dann im besten Sinne für unseren Verein entscheiden und effizient zusammenarbeiten könnten, wollen bei der SGD derzeit einfach viel zu viele Personen mitreden bzw. gefragt werden…
    Deshalb ist eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Gremienvertreter für mich unabdingbar. Und dabei würde ich zuallererst natürlich die Frage stellen, ob Dynamo wirklich noch einen Präsidenten nach aktueller Fassung benötigt. Vielleicht wäre es ja denkbar, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrates in Personalunion auch als Präsident agiert? Hier und auch bei der Frage nach der Notwendigkeit anderer Ämter darf es keine Denkverbote geben! Sollten sich die Ideen als ungeeignet erweisen, könnten sie ja nach sorgfältiger Prüfung verworfen werden. Aber jegliche Diskussion dazu im Keim zu ersticken, ist nicht nur arrogant und fahrlässig, sondern auch töricht.
  3. In den vergangenen Jahren habe ich mehrfach auf die Dringlichkeit der Schaffung einer echten neuen Vereinsheimat hingewiesen. Dies wäre ein zentraler Ort der Begegnungen, des Austauschs und der dynamischen Ideen für eine erfolgreiche Zukunft, mit einer modernen Geschäftsstelle, mit einer zeitgemäßen Anlaufstelle für die Fans, mit einem Dynamo-Museum, Veranstaltungsräumen und vielen Dingen mehr… In aller Deutlichkeit formulierte ich dies mehrfach im jeweiligen Vorwort des Geschäftsberichts zu den Mitgliederversammlungen. Unter Jürgen Wehlend wurde das Thema ernsthaft und vielversprechend aufgegriffen, leider ist es später aus verschiedenen Gründen (vorerst) gescheitert. Aber es bleibt ein echtes Herzensthema unzähliger Mitglieder und Fans. In unserem Verein steckt eine grenzenlose Begeisterungsfähigkeit. Zwei Sonderumlagen, das Votum für den Bau des Trainingszentrums (AOK PLUS Walter-Fritzsch-Akademie) oder die überwältigende schwarz-gelbe Kurve zu unseren Heim- und Auswärtsspielen sind dafür nur einige Beispiele. Das Projekt „Neue Vereinsheimat“ wäre für alle Dynamos geradezu elektrisierend und damit zugleich inspirierend und impulsgebend für viele andere Bereiche unserer Sportgemeinschaft. Den großen Wunsch, nach all den bemerkenswerten positiven Entwicklungsschritten in Bezug auf unsere Infrastruktur, nun auch eine echte „Vereinsheimat“ zu planen und letztlich zu erschaffen, sollten wir auch in dem Bewusstsein der damit verbundenen Herausforderungen realisieren. Getreu dem Motto: Jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt!“
  4. Dass der Frauenfußball nach langwierigen Diskussionen und unfassbaren Widerständen nun endlich auch zu unserem Verein gehört, freut mich sehr. Die entscheidende Initiative hierfür ging dankenswerterweise vor einiger Zeit von Ralf Becker und seinem engagierten Team aus. Heute regt sich dadurch schon nach kurzer Zeit wie erwartet auch zusätzliches Interesse von Sponsoren. Insofern sehe ich in diesem Bereich enormes Potential, auch was die Sympathiewerte für unseren gesamten Verein betrifft. Es wäre wünschenswert, den Frauenfußball bei Dynamo Dresden in Verbindung mit dem notwendigen wirtschaftlichen Augenmaß sowie der gebotenen kaufmännischen Vorsicht konsequent und mutig weiterzuentwickeln.
  5. Von herausragender Bedeutung für die Zukunft des Vereins wäre es jedoch, die demokratischen Entscheidungsprozesse auf eine wesentlich breitere Basis zu stellen. Oft wird kritisiert, dass vor rund zehn Jahren die Möglichkeit der Briefwahl bei Mitgliederversammlungen abgeschafft wurde. Denn dadurch wird u. a. die Möglichkeit der Einflussnahme durch treue Dynamo-Mitglieder, die für eine Teilnahme an den Mitgliederversammlungen größere Entfernungen oder andere Hindernisse überwinden müssten, extrem stark eingeschränkt. Inzwischen leben wir jedoch in einer zunehmend digitalisierten Welt. Die Durchführung von „hybriden“ Mitgliederversammlungen, das heißt mit der Möglichkeit zur Teilnahme in Präsenz oder über das Internet, wäre nicht nur zeitgemäß und dringend geboten, sondern vor allem schon heute technisch und juristisch umsetzbar. Wir müssen es nur wollen!

„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers!“. Diese alte Weisheit hat mir auch im Ehrenamt für Dynamo Orientierung und Inspiration geschenkt.

Die Mitglieder haben es in der Hand, Dynamo Dresden in eine erfolgreiche Zukunft zu führen! Dafür müssten jedoch deutlich mehr als nur drei Prozent ihr Recht auf Mitbestimmung aktiv wahrnehmen. Über den oben vorgeschlagenen Weg unter Punkt 5 wäre dies möglich.

Es liegt allein an uns selbst, die Zukunft der SG Dynamo Dresden zu gestalten und das Potential, welches in „Elbflorenz“ schlummert, zielstrebig und dauerhaft abzurufen. Dafür müsste sich die SGD sowohl sportlich als auch wirtschaftlich und strukturell weiterentwickeln, ohne auch nur einen Millimeter von jenen traditionellen Werten abzuweichen, die sie so einzigartig strahlen lassen. Bei Dynamo ist niemand größer als der Verein. Dieses Selbstverständnis fordert uns täglich heraus, miteinander im Gespräch zu bleiben, Identität und Traditionsbewusstsein zu wahren und gleichzeitig die notwendigen Zukunftsprojekte aufgeschlossen anzunehmen und sinnvoll zu gestalten!

Der „Dynamo-Weg“ in eine erfolgreiche Zukunft ist nicht einfach so vorgezeichnet. Er muss natürlich Schritt für Schritt erarbeitet werden. Dabei kommt es darauf an, sich auf die wesentlichen Aufgaben, die im Interesse unseres Vereins liegen, zu fokussieren! Denn viel zu oft stehen wir uns selbst im Weg. Und dennoch sind wir nach Tiefschlägen niemals liegen geblieben, sondern zu jeder Zeit als Verein gestärkt zurückgekommen. Das stimmt mich zuversichtlich.

Auf Dynamo!

Holger Scholze