Irre! Dr. Dr. Manfred Lütz in seinem Bestseller: „Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen“:

„Wenn spektakuläre Straftaten psychisch Kranker passieren, werde ich manchmal von Fernsehsendern interviewt. Nach angemessener Würdigung des Einzelfalles wiese ich dann stets darauf hin, dass, statistisch gesehen, psychisch Kranke weniger Straftaten verüben als Normale. Mein Fazit: Hüten Sie sich vor Normalen!“

Autor: Steffen Meltzer   [email protected]

Wenden wir uns also den ganz normalen Wahnsinn zu:

Spieglein, Spieglein an der Wand….

wer kennt es nicht, dieses Märchen mit narzisstischem Bezug. Wie sieht es damit im realen Leben aus? Hast Du sie schon erlebt, diese Personen, die emotional kalt, ohne Rücksicht auf Verluste, mit breiten Ellenbogen ihre egoistischen Interessen, selbstverständlich ohne schlechtes Gewissen, durchsetzen? Mit stetem Mittelpunktverhalten wollen sie für ihre „ganz besonderen Leistungen“ von anderen Menschen bewundert werden. Sie möchten als herausragend, fachkundig und klug eingeschätzt werden. Natürlich hat man sich gefälligst nach deren Wünschen, Meinungen und Ansichten zur richten. Und wehe dem, sie werden nicht gelobt, dann wird man schnell auf deren „Abschussliste“ landen. Erst die Profilierung auf Kosten anderer, später Mobbing, dann ist es zu Straftaten nur noch ein Katzensprung. Mutti und Vati haben sie als Kind nur anerkannt, wenn sie ganz besondere Leistungen gezeigt haben. Die mangelnde Liebe und Empathie ihrer Eltern und das eigene Unvermögen zum einfühlsamen Verhalten kompensieren sie mit Karriere, kaltschnäuzigen Verhalten, Wichtigtuerei und Statussymbolen.

Eine Steigerung davon ist die antisoziale bzw. dissoziale Persönlichkeit. Deren Definition findet sich im Internationalen Handbuch „ICD“ und im amerikanischen Handbuch der Krankheiten „DSM“. Solche Personen achten weder Gesetze noch Regeln des Zusammenlebens, sie stehlen, lügen und betrügen, um an Geld oder Sex zu kommen und sie haben dabei niemals Schuldgefühle. Dadurch, dass sie oft angespannt und gereizt sind, sind sie oft in Überfälle und Schlägereien verwickelt. Selbst drakonische Strafen wie ein Gefängnisaufenthalt verpufft völlig wirkungslos. Für einschreitende Polizeibeamte vor Ort, unter Umständen eine mehr als nur problematische Angelegenheit.

Es gibt trotzdem noch eine weitere Steigerungsform, den Psychopathen. In den Handbüchern fanden sich bis vor kurzem keine Definitionen hierzu. Erst seit dem Test von Kriminalpsychologen Robert Hare (Psychopathie Checklist) besteht mehr Klarheit in dieser Frage. In Deutschland wird deren Zahl immerhin auf eine Million taxiert (Quelle: Hirnforscher Niels Birbaumer). Entweder man findet sie in Gefängnissen (nach Schätzungen 30% Anteil) oder die besonders Intelligenten in den Führungsetagen oder beispielsweise an den Börsen. (Quelle: Robert Hare). Einen anderen Forschungsweg ging Dr. Kevin Dutton (University of Oxford). Er befragte über einen Internettest ca. 2 Million Freiwillige und wertete die Ergebnisse aus. Auch hier belegten Firmenchefs  den ersten Platz, danach kamen Rechtsanwälte, Radio-und Fernsehjournalisten, Chirurgen und Geistliche (!).

Was verbindet diese bürgerlichen Existenzen beispielsweise mit Serienmördern?

Sie können knallhart entscheiden, konzentrieren sich zielgenau auf den Punkt und scheuen auch keine unsozialen Maßnahmen. Konkurrenten werden gnadenlos ausgestochen, bis hin zur Vernichtung deren Existenz. Ohne Rücksicht auf Verluste verfolgen sie ihre Ziele und lassen davon nicht ab. Die besonders Schlauen können dadurch eine extravagante Karriere hinlegen.  Eigenschaften, die keinesfalls von Nachteil sind, wenn man einen kaltblütigen Mord plant oder seine Firma langfristig „nur“ ruiniert.

Wie erkenne ich sie?

Auf Anhieb wird man nicht in der Lage sein, einen Psychopathen zu erkennen. Nicht selten sind sie besonders charmant, mit einer hervorragenden Selbstdarstellung und führen ein fast perfektes Doppelleben, zu mindestens die Schlauen. In Wirklichkeit sind sie Raubtiere in Menschengestalt. Sie, vergewaltigen und morden, sind unbeherrscht, untreu und vor allem ohne jegliches Mitgefühl. Sie sind auch nicht in der Lage, Angst zu empfinden. Sie führen ein Leben auf der Überholspur, brauchen den großen Kick, stehen gern im Mittelpunkt und haben oft wechselnde Sexualpartner mit auffallenden Sexualpraktiken.

Groß sind die Chancen nicht, eine solche Person auf Anhieb zu erkennen. Die diesbezügliche Forschung steckt noch am Anfang. Ein Beispiel“ war hierzu der Knastpoet  Jack Unterweger. Er wurde 1976 aufgrund eines nachgewiesenen Mordes an einer jungen Frau verurteilt, aber wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Danach wurde Unterweger der neue Liebling der künstlerischen und intellektuellen feinen Wiener Gesellschaft. Charmant, mit intelligentem wie wortgewandtem und hohem manipulativem Potential, galt er als bestes Beispiel der Resozialisierung. Unterweger schwamm auf einer Woge der Sympathie, nachdem er vorher im Knast den Ingeborg- Drewitz- Literaturpreis bekommen hatte. Aber schon bald nach seiner Haftentlassung, die übrigens ohne Begutachtung und Therapie erfolgte, begann eine neue Mordserie an Prostituierten, die mit Unterwäsche und Henkersknoten, mit dessen bereits begangenen Morden auffallende Vergleiche aufwies. Nach seiner Flucht in die USA wurde er von einem Grazer Gericht wegen Mordes in neun Fällen zu lebenslange Haft verurteilt. Unterweger bestritt bis zum Schluss seine Schuld und hielt das Abschlussplädoyer selbst, sein letzter Versuch einer groß angelegten Manipulation. Als das diesmal keinen Erfolg hatte, nahm er sich selbst das Leben. War er ein Psychopath oder „nur“ eine antisoziale Persönlichkeit?

Was ist der Unterschied zwischen einem Psychopathen und einer antisozialen Person?

Beide Typen sind kalt und manipulativ. Jedoch hat der Psychopath die besseren Fähigkeiten mit seinem charismatischen Auftreten andere Personen zu beeindrucken. Menschen gekonnt auszubeuten und dabei das Unschuldslamm zu spielen, das kann der Psychopath besser. Deshalb bleibt er oft, im Gegensatz zur antisozialen Persönlichkeit oder dem Narzissten, unentdeckt. Achtung: Nach verschiedenen Studien liegt die Wahrscheinlichkeit als Antisozialer ein Tötungsdelikt zu begehen immerhin 12-fach höher, als beim allgemeinen Anteil der Bevölkerung. So ein kurzer Artikel kann nicht auf die Fülle von psychischen Störungen eingehen, z.B. Substanzmissbrauch, Frontalhirnschädigungen oder Borderlinesyndrom. Bei weitem nicht alle psychisch gestörten Personen sind als gewalttätig zu betrachten, wie aus der polizeilichen Praxis bekannt ist. Bei einem großen Anteil richtet sich die Aggression gegen sich selbst. Fast jeden Menschen kann es treffen, durch verschiedene tragische Lebensumstände einmal psychisch im Leben zu erkranken.

Wie sieht es mit deinem eigenen Denken aus?

Ein „Ich- freies Denken“ erhöht in gefährlichen, ja lebensbedrohlichen Einsatzsituationen die Chance auf Gewaltfreiheit und Überleben. Übe strategische Bescheidenheit. „Man ist selbstsicher genug um nicht im Mittelpunkt stehen zu müssen“, so hat es der japanische Judoka Jigoro Kanos formuliert. Denke an das Gesamtsystem, hier Deine Eigensicherung und die deiner Kollegen, für die du auch Verantwortung trägst. Rechne mit einer „sozialen Falle“, nämlich dass vorerst kooperatives Verhalten plötzlich irrational in Angriffshandlungen umschlagen kann. Ich kenne es aus meiner Praxis, was diese Personen, selbst Frauen, für Urgewalten an Kraft entwickeln, die dann nur schwer zu bändigen sind. Polizisten, die solche Angriffe nicht im Hinterkopf hatten sind mitunter schwer verletzt und auch getötet worden.

Violence

Foto: envato

Was ist konkret zu tun?

Als Einsatztrainer möchte ich deshalb zu polizeilichen Lagen durch Personen mit psychischen Erkrankungen, folgende Einsatzvorschläge geben:

Diese und viel mehr sind nachzulesen in meinem Buch: Ratgeber Gefahrenabwehr

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