Foto Titelbild: Steffen Meltzer
Gaunerzinken, böser Bubenstreich oder Gefahr fürs Heim, Haus und Hof? Historische Entstehung, Gegenwart und Verhalten bei Feststellungen:
Die folgend angeführten „Gaunerzinken“ entstammen aus der Geheimsprache von Bettlern, Vagabunden, Landstreichern und Hausierern. Sie entstammen aus dem „Rotwelsch“ („rot“ = Gauner, Landstreicher, „welsch“ = unverständliche Sprache).
Das diesbezügliche Übersetzungslexikon von Friedrich Kluge aus dem Jahr 1901 besitzt bis heute seine Gültigkeit. Das Wort „Zinke“ steht für grafische oder akustische Geheimzeichen. Diese können auch durch Handzeichen oder der Imitation von Tierstimmen erfolgen und entwickelten sich aus dem fahrenden Volk des 13.Jahrhundert.
Im 19.Jahrhundert haben sich diese Zeichen fest etabliert. Diebe, Einbrecher und anderes, damals genanntes “zwielichtiges Gesindel”, gaben sich dabei gegenseitig Hinweise nach lohnender Beute.
Neuerdings tauchen die Zeichen hier und da, vorerst in Österreich und neuerdings auch in Deutschland wieder auf. Die Polizei sah sich veranlasst, entsprechende Warnmeldungen herauszugeben.
Stellt man solche Zeichen an seinem Haus oder Wohnung fest, empfiehlt es sich, die Polizei darüber zu informieren. Dann sollte man die Zinken entfernen, vorher ggf. mittels Fotografie dokumentieren. Jedoch ist man keineswegs verpflichtet, aufgrund dieser Geheimschrift in Panik zu verfallen. Es kann sich auch schlicht um einen bösen Bubenstreich handeln.
Wesentlich mehr erfährst du in meinem Buch
Zeichenerklärung Nr. 1 bis 32:
- großzügiges Haus
- vorzügliches Haus, mit Bargeld
- rabiate Person
- gefährlich, immer bewohnt
- scharfer Hund im Haus
- nur männliche Bewohner
- im Haus wohnen: drei Kinder, zwei Frauen, zwei Männer
- gesamten Ort meiden
- Witwe
- Person(en) bewaffnet
- Solo
- alte Personen
- Einbruchsvorbereitungen laufen, ergiebiges Objekt
- Einbruch lohnt
- besser, die Flucht ergreifen
- Einschüchterung leicht
- große Gefahr
- Einbruch lohnt, Bargeld
- reicher Bewohner
- telefonisch kontrollierbar
- bereits bestohlenes Haus, Einbruch gelang
- Polizist
- Knast droht
- alleinstehende Frau
- großzügige Person
- kein Geld, aber dafür erhält man Essen
- nur Fahrgeld wird gewährt
- Frauen mit weichem Herzen
- Gefahr- oder stets bewohnt
- mime gläubigen Christen, so gibt es etwas dafür
- hat Arbeit gegen Entgelt
- Übernachtung möglich
Foto’s: Pixabay:
Zeichenerklärung Nr.33 bis 50:
- 33. alle Hauspartien geben Geldspende
- 34. beklage dich über das Essen, es lohnt
- 35. Frau liebt die Männer
- 36. am Abend kommen
- 37. Leugnen
- 38. habe hier gearbeitet
- 39. unbewohnt
- 40. verhaftet
- 41. Bedrohung mittels Waffe
- 42. Rache ist süß
- 43. gute Übernachtungsmöglichkeiten
- 44. reichlich Beute
- 45. gefährlicher Ort
- 46. ganz leise vorgehen
- 47. Sonntags einbrechen
- 48. aus der Haft entlassen
- 49. am Morgen einbrechen
- 50. aufmerksame Nachbarn, Leute
Mehr zum Thema in „Ratgeber Gefahrenabwehr„
Ein wirklich sehr Informativer Artikel, es war mir bisher gar nicht bewusst, dass es solche Zeichen oder „Gaunerzinken“ überhaupt gibt. In Zukunft werde ich mal verstärkt darauf achten, ob ich diese an Hauswänden oder ähnlichem finden kann.
Viele Grüße
@ Joschi
Dass es die Gaunerzinken gibt, wusste ich schon . Aber das war bei mir schon wieder in der Schublade des „Verdrängten“ geraten. Und die Zeichen werde ich mir nie merken- und kannte sie m Speziellen so auch nicht.
Aber manche Zeichen kann doch auch jedes „Kleine Kind“ dran gekrizelt haben, weil es vielleicht gerade die „römischen Zahlen gelernt hat“…:-))
Gaunerzinken? Ich hielt so etwas bisher allenfalls für einen Mythos, ein Relikt aus fernen Zeiten. Offenbar gehören sie jedoch nach wie vor zum „Handwerkszeug“ einiger Langfinger. Möglicherweise wurde im Rahmen der Erweiterung der EU nicht nur der reguläre Arbeitsmarkt geöffnet sondern als unerwünschte Nebenwirkung auch das Betätigungsfeld für das kriminelle Gewerbe. Dadurch erfahren „traditionelle“ Methoden (wie auch organisiertes Betteln) eine Renaissance.
Die Sache mit den Gaunerzinken ist sehr interessant…
Werde die „Zinken“ 3, 4, 8 und 10 an meinem Haus anbringen…..
nimmt man da Kreide ist etwas bekannt, wo und in welcher Größe man die Zeichen anbringt…. um sie „echt“ wirken zu lassen..
Hi Lars, würde noch die Mordbrennerzeichen 23 und 45 dazu buchen. Wenn du beispielsweise deinen Nachbarn ärgern willst, dann bei diesem am Eigentum auffällig ins Auge springend und mit Kreide ;-). „Professionell“ abschreckend eher unauffällig klein und eingeritzt.
Also wenn ich meinen Nachbarn ärgern möchte markiere ich sein Haus mit der 43.
Mal im Ernst. Sind diese Codes auf ewig fest vergeben oder verändern die Diebesbanden die Bedeutung der Zeichen, damit sie nicht so leicht ausrechenbar sind, bzw. haben verschiedene Gangs sogar unterschiedliche Codes? Dann geht eigenhändiges Markieren schnell mal in die Hose.
Die wesentlichen Merkmale der Gaunerzinken sind immer noch aktuell, jedoch gibt es natürlich regionale Abweichungen und Besonderheiten, ähnlich den Dialekten einer Sprache. Allgemein wird nach wie vor das Lexikon von Friedrich Kluge aus dem Jahr 1901 als Übersetzungsgrundlage angesehen. Es gibt andere Quellen, beispielsweise wurde diesbezüglich vor einigen Jahren eine Sammlung dieser Zeichen incl. Befragung von und mit Gefängnisinsassen in Österreich durchgeführt. Erhebliche Abweichungen kann es geben, wenn z.B. organisierte Einbrecherbanden Wohngebiete „aufklären“ und in einer Arbeitsteilung Vorinformationen für die „Nachhut“, den eigentlichen Einbrechern hinterlassen. Diese fahrenden Täter werden nach den Taten sofort den Tatort verlassen und weiträumig vorerst meiden. Diese Banden können individuelle Zeichen benutzen, die sich zwar an den bekannten Gaunerzinken orientieren, aber nicht ohne weiteres anhand üblicher Vorlagen zu decodieren sind.