Autor Steffen Meltzer
Die aktuelle Gesetzgebung macht es möglich, die rote Linie wurde abgeschafft. Die neue Normalität stellt uns vor eine große Wahlfreiheit. Je größer das Angebot, desto schwieriger die Entscheidung: Von welchem Tierarzt kann sich der bedrängte Bundesbürger gegen COVID-19 impfen lassen? Nimmt man den Experten aus der Kleintierpraxis um die Ecke, der sich vorwiegend um Kanarienvögel, Eidechsen, Spinnen und Schlangen kümmert? Aufenthalt im Wartezimmer zwischen einer Schnappschildkröte und Omis Wellensittich. Nicht auszuschließen, nach der Impfung fühlt man sich wie von der Tarantel gestochen? Der Vorteil wäre, ein guter Tierarzt kann auch Taranteln behandeln.
Oder bevorzugt der Impfwillige den kräftigen Typus und grobmotorisch erprobten Viehdoktor, der sich vorwiegend um Pferde, Rinder und Schweine in der Massentierhaltung kümmert? Falls die verwechselte Kanülendicke beim Anblick Angst erzeugt, ist eine Flucht zwecklos. Hände von der Größe eines Klodeckels gepaart mit den Kräften von Schraubzwingen machen ein Entrinnen unmöglich.
Eine weitere Möglichkeit liegt vor der Haustür. Fragen Sie im heimatlichen Zoo nach. Die dortigen Ärzte kümmern sich tagtäglich um Affen, Löwen, Krokodile und Elefanten. Dadurch kann der Patient von vielfältigen und bunten anatomischen Kenntnissen der verschiedenen Säugetiergattungen ausgehen. Erhält hier der adipöse Impfling die Dosis eines Gorillas, eine zartere Menschenstatur die eines Bonobos?
Ich empfehle dann doch, den Zoo bzw. Tierpark vorzuziehen. Falls dem Probanden nach der Pikserei schlecht wird, ist ganz bestimmt ein Verschlag zur Übernachtung mit Videoüberwachung im Stroh frei. Eventuell kann das eigene Haustier mitgenommen werden. Das tröstet und kann bei der fälligen Entwurmung gleich mitbehandelt werden.
Mein Artikel erschien zuerst auf Tichys Einblick
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