Steffen Meltzer
Der Tiroler Polizei-Oberst a. D. Josef Bodner ist auf seiner Heimfahrt empört: „Weit haben wir es in Österreich gebracht – dass jemandem aus der Nachkriegsgeneration seine Mahlzeit verweigert wird, weil der Impfstatus nicht passt.“ Was war dem ehemaligen Kitzbüheler Bezirkspolizeikommandanten so sauer aufgestoßen? Der zeitlebens treue Staatsdiener und hochdekorierte Beamte wurde in einem Wörgler Schnellrestaurant Zeuge, als einem alten gebrechlichen Mann an der Kasse das Essen vorenthalten wurde, weil sein vorgezeigtes Formular nicht den gegenwärtigen Corona-Anforderungen entsprach. „Mich hielt es nicht mehr auf meinem Platz. Ich habe mich zutiefst für die Bundesregierung geschämt und dies dem alten Herrn und seinem jungen Begleiter auch gesagt.“
Zerstörung des Vertrauensverhältnisses
Der zweifach geimpfte 68-Jährige hatte in seinem Berufsleben immer auf ein gutes Einvernehmen zwischen Bürgern und Staatsapparat geachtet und seine jungen Beamten beschworen, dass „sauberes Einschreiten und das Vertrauen der Bevölkerung der Schlüssel zum Erfolg sind“.
Nun musste der gesetzestreue und pensionierte Beamte zur Kenntnis nehmen, dass Corona dazu beigetragen hat, seine „jahrzehntelange Identifikation mit seinem Heimatland“ tief zu untergraben. Locker wird über die Grund- und Freiheitsrechte hinweggefahren: „Hunderttausende gesunde Leute durften ihr Haus nur ausnahmsweise verlassen und sie haben nicht einmal durch den Beweis ihrer Unschuld, also einen Test, die volle Ausgangsfreiheit.“
Stolz auf Österreich? Es war einmal.
Bodner ist nicht irgendein Polizist gewesen. Er erhielt 2011 aus den Händen der damaligen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Ein besonderer Stolz überkam den Polizeichef, als bei der Verleihung für ihn die Nationalhymne abgespielt wurde.
Der Geehrte schickte nunmehr seinen Orden an den Bundespräsidenten ohne „Groll und Hass“ zurück. „Das ist nicht mehr jenes Österreich, auf das ich stolz war. Somit hat die Auszeichnung auch keinen Wert mehr.“
Blinder Gehorsam gegenüber Blinden
Auch in Deutschland sind ähnliche unbarmherzige Reaktionen zu beobachten. Ein nahezu blinder Mann wollte an Heiligabend von Rostock nach Stralsund mit dem Zug fahren. Dem Kontrolleur erklärte er, dass er doppelt geimpft ist, aber leider seinen Impfausweis vergessen hatte. Der Schwerbehinderte wurde aufgrund seines fehlenden Nachweises des Zuges verwiesen. Der Ostsee-Zeitung sagte er, dass der Zugmitarbeiter sehr unfreundlich gewesen sei. „Ein vernünftiges Gespräch war nicht möglich.“ Auch der Schwerbehindertenausweis habe den Zugbegleiter nicht dazu bringen können, eine Ausnahme zu machen. Anstatt Gnade gab es blinden Gehorsam. Der Arbeitgeber des Kontrolleurs fand den Rausschmiss dagegen korrekt.
Solche tragischen Beispiele geschehen in Österreich und Deutschland tagtäglich. Die hysterische Republik lässt grüßen.
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