Haben Sie auch den Eindruck, dass es manchen Führungskräften an Mut, Entschlossenheit, Verantwortungsbereitschaft und emotionaler Stabilität fehlt? Lachende Politiker und Spitzenbeamte mitten im Krisengebiet zeigen eine kaum für möglich gehaltene Entfremdung von der Lebensrealität, die die ohnehin bestehenden Vermutungen diesbezüglich weit übertroffen haben. Auf der anderen Seite sind inflationär „betroffene Akteure“ zu beobachten.
Annalena Baerbock „zieht es das Herz zusammen“ und Bundespräsident Steinmeier „zerreißt es das Herz“, bevor man ihn später mit seiner Entourage in einem „heiteren Gespräch“ mit dem Landrat des Rhein-Erft-Kreises im Hochwassergebiet beobachten kann. Letzterer will nicht nur gelacht, sondern auch geweint haben. Steinmeiers Lachen wird im Gegensatz zu dem von Laschet in den Medien kaum skandalisiert. Auch der Bürgermeister der Eifelgemeinde Schuld ist ergriffen. In einer Pressekonferenz mit Merkel und Dreyer, bei der unter anderem verkündet wird, Fehler könne man bei der Katastrophenwarnung nicht erkennen, übermannt ihn sein Gefühl. „Die Emotionen übergreifen mich“, Tränen brechen vor den Kameras der Weltöffentlichkeit aus. Immerhin hätten ihm Merkel und Dreyer ein „gutes Gefühl“ gegeben. Ich möchte jedoch diesen Kommunalpolitiker von meiner Kritik ausnehmen. Als Merkel darüber berichtet, dass der menschengemachte Klimawandel verstärkt bekämpft werden muss, ergreift er spontan das Wort und zählt die Jahrhundertkatastrophen auf: 1790, 1910 und 2021. Bei den ersten beiden habe es noch keinen Klimawandel gegeben, sagt er. Eine Ohrfeige für Merkel vor laufender Kamera.
Möge jeder die Zahlen für sich selbst interpretieren. Meine Meinung: Die Gemeinde Schuld ist ausdrücklich nicht vom Klimawandel betroffen, der Katastrophenzyklus ist unverändert. Das politische Ausschlachten des Naturereignisses und die Vernebelung des Versagens hat bereits begonnen.
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