Es war einmal in einem unbekannten Land, in dem jahrein und jahraus nach offiziellen Angaben pro Jahr 74.000 Personen an und mit Alkohol sterben.

Deshalb zog die Monarchin aus dem Brunnen der allmächtigen Weisheit eine Verfügung aus dem Ärmel, um ihre Untertanen auf den Pfad der Tugend zu führen:

Im Zauberland erfolgte wie von Zauberhand die absolutistische Einschränkung der Gesinderechte. Natürlich aus Fürsorgegründen des Feudaladels, damit man der Pandemie Herr werde, so die märchenhafte Verlautbarung. Die Gefahr, dass der Straßenmob gärige Getränke in sich hinein schüttet, ist bei einem gärenden Volk zu groß. Die Landsknechte wurden deshalb durch den Landeshauptmann hinter den sieben Bergen angewiesen, unter den offenen Fenstern auf feuchtfröhliche Geräusche zu achten. Wer laut lacht, kann nur ein illegitimen Widerständler sein! Der Hofkanzler: In den Unterschlupf wird gnadenlos eingedrungen, um die Missetäter auf frischer Tat dingfest zu machen. Pardon wird nicht gegeben!

Für die durch das althergebrachte Landrecht besonders geschützten Behausungen erfinden die Herrscher neue Regeln: Zusammenrottungen über fünf Personen verboten! Kinder dürfen nur noch einen Spielgefährten haben. Um die Geschlechtervielfalt salomonisch zu wahren, müssen davon 50 % weiblich und 0,3 % divers*xx sein. Nach einem Fluch verbitterter Hexen mit großen Warzen auf der Nase, wurde die Biodiversität zur neuen Staatsreligion erhoben. Die hatten keine weißen Ritter abbekommen, aus Rache legten sie daraufhin einen Bann angeblicher Vielfalt über das gesamte Land.

Sieh dein Volk an, o Herr, es sind lauter Sünder und Querulanten. Besonders hartnäckigen Widersachern darf die Zunge abgeschnitten werden, damit die Unholde daran gehindert werden, den Straßenpöbel aufzuwiegeln. Öffentliche Schande als Alkoholleugner oder minder gebildete, frustrierte, alte, weiße Männer mit Wohnsitz im Dunkelteil (Osten) des Märchenreiches sind ausdrücklich erwünscht und kein Zufall.

Fahndung nach einer neuen Verschwörungstheorie 

Die immer wieder reformierten Ämter und Kammern sind altertümlich ausgestattet, da der Schatzmeister ständig pleite ist. Drei Mitarbeiter teilen sich ein Pult, Rechenschieber und ein Gestell mit Holzkugeln (heutzutage PC genannt). Die Zuständigkeiten sind weitestgehend ungeklärt, das fade Führungspersonal interessiert sich ausschließlich für das Gefallen gegenüber der Königin und kehrt Unfähigkeiten wohlfeil unter den Teppich.

Einige Emporkömmlinge erfreuen sich an der restriktiven aber ineffektiven Datenerfassung aus den Spelunken und Kneipen. Die Anschrift der Trunkenbolde wird ebenso erfasst, wie der explizit neu erfundene Trinkquotient. Die Eheweiber, Kinder und  Liebschaften sind wie der Trinker wegen der Ansteckungsgefahr wegzusperren.

Bestehende Rechtslücken werden mit der cäsarischen Generalbevollmächtigung: „Das gute Bevölkerungs-Alkoholschutzgebot“ mit einem Handstreich ausgehebelt.

Eine als Aufwiegler titulierte Meute, die diese Zustände punktgenau voraussagten, muss sich neue Verschwörungsmythen suchen, da die alten mittlerweile alle eingetreten sind.

Triagengefahr

Hospitäler müssen auf ihren Intensivstationen 80 Prozent der Betten für Alkoholiker im Delirium freihalten. Dahergelaufene Elemente mit dem Begehr eines Aderlasses (Vorsorgeuntersuchung) und paranoide Bittsteller mit Herzinfarkt, Krebs o.ä. Zipperlein werden mit dem Hinweis einer herbeiphantasierten Triage fortgeschickt. Geistheiler (heutzutage „Psychologen“) helfen bei der Begründung in der Öffentlichkeit: Bis zum Sterben in den eigenen vier Wänden könne der Vereinsamte seine Zeit mit basteln, malen oder singen vertreiben.

Pandemieskeptiker müssen sowieso auf das Lazarett verzichten! So die diktatorische Verkündung eines professoralen Herolds der Königin, der für die Unmoral und dem Sittenverfall (Ethik) im Lande verantwortlich zeichnet.

Als ein Amts- und Hofarzt die Pandemiemaßnahmen ad absurdum führte, schritt sogleich der Provinzfürst aus dem Süden des Märchenreiches ein: „Die akademische Mehrheit hat immer Recht!“ Nikolaus Kopernikus oder Galileo Galilei hätte der Recke vom hohen Ross geteert und gefedert vom Hof hinfortgejagt! Glück gehabt.

Die neuen Gesundheitsgurus – Philanthropen

Besonders vermögende Kaufleute investieren sogleich in die Manufakturen, denen es gelungen war, Alchimisten aus anderen Ländern überteuert abzuwerben. Sie behaupten, selbst aus den Exkrementen des Stallviehs Gold zu machen. Diese kredenzen zum Staunen der Welt ein Zaubermittel im Schnellbesohlungsverfahren aus dem Hut. Der Testreihe musste diesmal ausfallen, die Laborratten wollen erst einmal die Auswirkungen bei den Menschen abwarten. Die hochstapelnden Alchimisten haben ihr Versprechen wahr gemacht, Gold fließt in Strömen, in die Taschen der Philanthropen.

Eine Nebenwirkung hat die schwarze Magie jetzt schon: Das vor sich dahindösende Parlament wird bei den Entscheidungsprozessen durch das Königshaus an die Kandare genommen und dabei fast überflüssig. In einer parlamentarischen Demokratie wäre das alles absolut undenkbar. Unvorstellbar auch, dass die Königin anweist, eine Wahl zu wiederholen, bis der Richtige gewinnt. Wer das heutzutage und hierzulande behauptet, kann nur ein Verschwörungstheoretiker sein!

Ende meines Märchens über ein Land, das irgendwo hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen zu finden sein muss.

Steffen Meltzer, Buchautor von „Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf“