von Steffen Meltzer

Unsere liebe Lana hat es leider nicht geschafft. Wir haben sie am Montagabend aus der Tierklinik wieder zu uns geholt, nachdem wir einen Anruf bekommen haben. Es sind neue Komplikationen hinzugekommen, die nicht mehr reparabel sind. Die Ärzte konnten nichts mehr tun.
Wir mussten sie schweren Herzens über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Am Dienstag um 13:15 Uhr hat sie eine Tierärztin bei uns zu Hause auf ihrem Lieblingsplatz, dem Sofa, erlöst.
Zur Biografie von Lana: Sie war ein sog. Beschlagnahmehund. Das passiert, wenn Tiere dem Besitzer behördlich entzogen werden. Sie kam in die amtliche Tieraufbewahrungsstelle. Wie lange sie dort verweilen musste, konnte ich nicht ermitteln. Ich erhielt aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft. Auch nicht über den Vorbesitzer und weshalb sie beschlagnahmt wurde. Manchmal werden diese armen Tiere (werden in DEU als „Sache“ eingestuft) dann schon nach wenigen Wochen zu Weitervermittlung in ein Tierheim gegeben. Wenn sich der Besitzer dagegen juristisch wehrt, kann auch schon mal ein Jahr vergehen. Im Tierheim war sie in der Physiotherapie für angeschlagene und/oder behinderte Tiere. Sie hatte vier Rippenbrüche, zwei Kreuzbandrisse (letzteres operiert), hinten beidseitig schwerste HD. Sie konnte deshalb nie so locker laufen und rennen, wie andere Hunde. Als wir uns in sie verliebten, habe ich nur gesagt: Sie wird uns im Alter viel Geld kosten (ich sprach von 5000 Euro für zwei künstliche Hüften, nach den damaligen Preisen). Die Entscheidung fiel trotzdem zu ihren Gunsten. Klar war uns, sie wird ihr Leben lang einen großen medizinischen Aufwand benötigen. Unklar war uns, wie man einer sensiblen, äußerst liebenswürdigen Hündin derartige körperliche Gewalt antun kann. Aber Lana blieb zu Tier und Mensch bis zum Ende ihrer Tage ein sehr freundliches, empathisches und zugewandtes Wesen. Ihr Alter damals wurde auf „ca. vier bis fünf Jahre“ geschätzt. Die gute Nachricht: Lana blieb im Tierheim Patientin, denn diese verfügten über eigene Tierärzte. Sie bekam ihr Leben lang verschiedene Schmerzmittel. Am Ende war ihr Skelett derartig verschlissen (sie war „nur“ ein Spaziergehhund, längere Touren haben wir mit ihr aufgrund ihrer Bewegungseinschränkungen nie gemacht), dass sie trotz Medikation und Physiotherapie nicht mehr aufstehen konnte. Wir hatten Lana sieben Jahre und drei Monate. Unser Schmerz ist unendlich, wir sind untröstlich. Sie fehlt uns an allen Ecken und Enden. Trotzdem durften wir keine Egoisten sein, und mussten sie erlösen lassen. Sie hatte bei uns schöne Jahre. Wir sind viel mit ihr verreist. Italien ans Mittelmeer, in die Natur der Schweiz usw.
Was mich zunehmend schmerzt, ist die kurze gemeinsame Zeit, wenn man Hunde aus dem Tierheim holt. Vorgängerhund Einstein war schon neun Jahre alt. Wir hatten ihn nur vier Jahre und acht Monate. Er erreichte ein schönes Alter. Trotzdem war die gemeinsame Zeit sehr kurz. Wir stehen unter Schock und sind derzeit sehr verletzbar. Mit zunehmendem Alter, habe ich festgestellt, nimmt der Schmerz über den Verlust eines Tieres zu. Vielleicht auch, weil man das eigene Ende und die Vergänglichkeit des Lebens zunehmend vor Augen hat. Wir sind nur für einen kurzen Zeitraum zu Gast auf dieser Erde. Ein Thema, was man ansonsten gern verdrängt. Ich weiß es nicht. Irgendwann wird es wieder ein Hund aus dem Tierheim sein.
Diese Stille in der Wohnung. Kein freudiges Bellen, kein „Nerven“, kein süßes Schnarchen, keiner stupst einen vorsichtig mit der Nase an, wenn man die Kühlschranktür öffnet. Damit müssen wir jetzt klarkommen. Es tut sehr weh und es fällt schwer. Für immer im Herzenund unvergessen: Unsere liebe und sanftmütige Lana.